Bochum. Die Bochumer Installationsfirma Philipps hat den dritten Platz beim Initiativpreis von WAZ und WGZ Bank erhalten. Der Familienbetrieb setzt sich besonders im Bereich erneuerbare Energien ein.
Eigentlich wollte Unternehmer Johann Philipps, 69, in dem kleinen Besprechungszimmer seiner Firma über den Betrieb reden. Imagebroschüren über Energieoptimierung, Bad-Einrichtungen und weitere Aktivitäten des Bochumer Haustechnik-Experten der Philipps GmbH & Co. KG hat er sich schon parat gelegt. Neben ihm sitzen seine Frau Angelika und Tochter Christina.
Eine gute halbe Stunde redet Philipps über den Service am Kunden oder die Ausbildung von Mitarbeitern. Themen, die für jeden gut geführten Mittelständler eine Selbstverständlichkeit sind. Als dann die Zimmertür aufgeht und auch noch Sohn Johannes hinzukommt, wird deutlich, dass diese an der anderen Seite des Tisches nebeneinandersitzende Familie eine außergewöhnliche Einheit ist. Im deutschen Mittelstand jedenfalls könnte sie als Vorzeige-Familie durchgehen.
Nachfolge längst geregelt
So ist etwa die Nachfolgeregelung längst geklärt. Tochter Christina, gerade 29, Diplom-Ingenieurin der Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieurin, und Sohn Johannes, auch erst 30, Diplom-Ingenieur der Versorgungstechnik sowie Gas- und Wasserinstallateur sind bereits mit Prokura im Unternehmen tätig.
Was bei Philipps so normal erscheint, ist nicht alltäglich in deutschen Familienfirmen. Allein in NRW suchen rund 20 000 solcher Firmen in den kommenden fünf Jahren einen Nachfolger. Für viele Inhaber ein unlösbares Problem, weil geeignete Nachfolger nicht in Sicht sind. Damit stehen viele Unternehmen vor dem Verkauf oder der Schließung.
„Eigentlich habe ich ja damit gerechnet, dass meine Tochter Medizin studiert”, sagt Philipps senior später leise. Umso überraschter war er, dass sie sich für einen typisch männlichen Studiengang entschied und damit zugleich den Weg in die eigene Firma einschlug. Die Zukunft des Unternehmens mit seinen 100 Mitarbeitern war damit gleich doppelt gesichert.
LangeTradition
1924 wurde der Handwerksbetrieb im Bochumer Stadtteil Höntrop gegründet. 1969 übernahnm Johann Philipps die Führung von seinem Vater, da hatte der Betrieb gerade 35 Beschäftigte. Früh erkannte er, dass er sich von Mitbewerbern im Ruhrgebiet abheben musste. Eine vernünftige Selbstvermarktung schien ihm der richtige Weg.
Als 1984 ein Student an der Fachhochschule erstmals eine Diplomarbeit zum Thema Marketing im Handwerk schrieb, war Philipps an der Ausarbeitung federführend beteiligt. Heute bezeichnet er zufriedene Kunden als Marktmissionare. Jene Klientel also, die die gute Arbeits des Hauses und seiner Mitarbeiter schätzt und weiterempfiehlt.
Einmal in der Woche können sich Kunden auf gesonderten Veranstaltungen über neueste Technologien informieren, von Sonnenkollektoren bis zu Wärmepumpen. „Hier, vor diesem Apparat, haben schon über 1700 Kunden gestanden und Fragen gestellt”, sagt Philipps und zeigt beim Firmenrundgang in einem der hinteren Räume auf einen viereckigen Klotz, in dem ein Blockheizkraftwerk steckt. Dann geht es hoch aufs Firmendach zu den Sonnenkollektoren.
Ehrenamtliches Engagement
Worauf er besonders stolz ist? „Auf die Familie und darauf, dass sich die Kinder gut verstehen”, sagt Philipps, der sich seit Jahrzehnten ehrenamtlich engagiert und dies auch schon an seinen Nachwuchs weitergegeben hat: Lions-Club, Hochschulrat, Stadtrat und noch viel mehr. „Die Familie ist unsere Grundlage und die Firma ist unser Mittelpunkt”, pflichtet Sohn Johannes seinem Vater bei.
„Nach meiner Mutter haben Sie noch gar nicht gefragt”, sagt schließlich Christina kurz vor der Verabschiedung. Stimmt. Mutter Angelika, 60, eine Lehrerin, ist im Unternehmen nicht wegzudenken. Sie kümmert sich ums Marketing und pflegt die persönliche Beziehung zu den Kunden.
Kürzlich, bei der Verleihung des Initiativpreises von WAZ, NRZ und WGZ Bank, sicherte sich die Firma den dritten Platz und zwar in der Kategorie erneuerbare Energien und Umweltschutz. Als beispielhaftes Familienunternehmen hätte die Philipps GmbH gewiss beste Chancen auf den ersten Rang.
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