Washington. Barack und Michelle Obama sprechen über ihre Beziehung, die nicht nur eitel Sonnenschein war. Ob sie gar an Scheidung dachten oder Eheberatung ließen sie im Gespräch mit der New York Times offen.

Wie kann man eine gleichberechtigte Ehe führen, wenn einer der beiden Präsident des mächtigsten Staats der Welt ist? Bei dieser Frage windet sich selbst Barack Obama, der sonst nicht auf den Mund gefallen ist. Ein falsches Wort kann ein Ehe-Beben auslösen.

Gattin Michelle, die ihre Karriere aufgab, um ihm den Aufstieg zu ermöglichen, ist kein Hausmütterchen. Vier Anläufe unternimmt er, um sich bei seiner Antwort in einen Scherz zu retten. „Mein Stab achtet weit mehr darauf, was die First Lady denkt als auf das, was ich denke.”

Viel Zeit haben sich die Obamas genommen, um in der Sonntagsbeilage der „New York Times” zu erzählen, welchen Einfluss das hohe Amt auf ihr Leben hat. „Die Festigkeit und die Herausforderungen einer Ehe ändern sich nicht, nur weil man die Adresse ändert”, sagt die „First Lady”, während Gatte Barack das Muster des Teppichs im Oval Office studiert.

Seit 17 Jahren verheiratet

Seit 17 Jahren sind beide inzwischen verheiratet. Und vor allem Michelle macht keinen Hehl daraus, dass ihr Leben an Baracks Seite in dieser Zeit keineswegs nur aus eitel Sonnenschein bestand. „Es gab Tiefen”, bekennt sie ohne Umschweife. Ob sie an Scheidung dachten, gar eine Eheberatung aufsuchten, lassen sie offen – aber Barack räumt unumwunden ein, dass beide zusammen in ihrer Beziehung harte Zeiten durchlebten. „Es war wichtig für uns, daran zu arbeiten.”

Zu keinem Zeitpunkt aber habe er um den Fortbestand ihrer Ehe gebangt. Sehr ernst schaut Michelle ihren Gatten dabei an. „Ehe ist Arbeit”, sagt sie später. Dass es kriselte in ihrer Ehe, hat Barack Obama selbst bereits eingestanden. In seinem Bestseller „The Audacity of Hope” von 2006 beschrieb Obama die häuslichen Konflikte, die mit seiner politischen Karriere, den ewigen Wahlkampftouren für den Einzug in den US-Senat verbunden waren. Fortan musste sie sich trotz ihrer eigenen hohen beruflichen Beanspruchung darum kümmern, die Kinder pünktlich zur Schule zu bringen, sie zu pflegen, wenn sie krank waren. Der Rückfall in überholt geglaubte Verhaltensmuster machte der Harvard-Absolventin schwer zu schaffen – ein Konflikt, den wohl jedes Ehepaar mit kleinen Kindern und ambitionierten beruflichen Zielen kennt. Wer kümmert sich, wer bleibt zu Haus, wer steckt zurück? Als Vollzeit-Ehepaar haben sich beide erst wieder in Washington entdeckt.

Zusammenleben auf der Probe

Seit 13 Jahren, seit er auszog, Politik zu machen, waren sie es nicht mehr gewohnt, sich Tag für Tag zu sehen, abends zusammen einzuschlafen und morgens zusammen aufzuwachen. Auch das stellt das Zusammenleben auf eine neue Probe. Dass der Washingtoner Politikbetrieb sie aufsaugt, war überdies eine der Sorgen, die Michelle wohl mehr als ihn umtrieb. Doch ihre Skepsis hat sich gewandelt. Längst hat auch Michelle Obama ihre Rolle gefunden, als Partner ihres Gatten, aber auch als Person, die eigene Akzente setzt. Niemand würde heute mehr Scherze aus den Anfangswochen wagen, als Michelles Büro im Ostflügel mit der US-Militärbasis auf der Pazifikinsel Guam verglichen wurde: hübsch gelegen, aber ohne jede Einfluss. In den Sympathiewerten hat sie ihn überdies längst überflügelt. Dass sich beide kleine Fluchten gönnen, um ihre Liebe frisch zu halten, ist eines ihrer Rezepte. Der Freitag Abend gehört ihnen. Beide haben seit ihrem Umzug nach Washington schon mehr Restaurants und Theatervorstellungen besucht als Vorgänger George W. Bush in acht Amtsjahren. Für die Leserinnen der klassischen Rollenverteilung hat Michelle Obama aber auch noch einen Tipp parat. „Gutes Aussehen reicht nur für eine bestimmte Zeit.” Nicht Titel oder Bankkonto seien wichtig, sondern „die Seele”, sagt sie im Klatschmagazin „Glamour”, dessen Dezemberausgabe Michelle Obama als Blickfang ziert.