Paris. Der Staatsbesuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Frankreich stand am Donnerstag im Zeichen der Aussöhnung. Staatspräsident Nicolas Sarkozy lädt Merkel zur Feier zum Ende des Ersten Weltkriegs nach Paris ein. Diese Ehre wurde noch keinem Bundeskanzler zuvor zuteil.

Bundeskanzlerin Angela Merkel wird am 11. November am Triumphbogen in Paris an der Feier zum Ende des Ersten Weltkriegs teilnehmen. Das hat vor ihr noch kein deutscher Bundeskanzler getan. Geht es nach dem Willen von Staatspräsident Nicolas Sarkozy, soll der 11. November in Zukunft sogar zu einem deutsch-französischen Gedenktag hochgestuft werden.

Das klingt mutig, dabei ist die Aussöhnung zwischen Deutschen und Franzosen schon reich genug an prägenden Gesten. Besteht also Bedarf an zusätzlicher Symbolik? Eher nicht. General Charles de Gaulle und Konrad Adenauer, die Pioniere der Aussöhnung, setzten 1962 in der Kathedrale von Reims als Erste ein Zeichen, 1984 folgten François Mitterand und Helmut Kohl, die in Verdun Hand in Hand der Toten beider Weltkriege gedachten. Das anrührende Bild erklärt den Zauber der deutsch-französischen Aussöhnung: die Freundschaft, die über Millionen Gräbern gewachsen ist.

Bedarf an Symbolik?

In diese Logik fügt sich auch Gerhard Schröders Teilnahme 2004 an den Feierlichkeiten zur Invasion in der Normandie ein. Nun die nächste historische Geste: Angela Merkel und Nicolas Sarkozy gemeinsam in Paris am Grab des unbekannten Soldaten.

Neuerlichen Bedarf an symbolischen Gesten vermag auch der Publizist und Politologe Alfred Grosser (84) nicht zu entdecken. „Wenn schon, dann wäre es mir lieber, Nicolas Sarkozy und Angela Merkel gingen nach Dachau, um an den deutschen und französischen Widerstand zu erinnern”, findet der Grandseigneur der Aussöhnung. Nicht auf Symbole, sondern auf Taten komme es an, etwa durch gemeinsame EU-Initiativen.

Dass Sarkozy, der am 9. November an den Feiern zum 20. Jahrestag des Mauerfalls teilnimmt, am 11. November erneut die Hand ausstreckt, sollte dennoch als positives Zeichen gewertet werden. Nach Alleingängen zu Beginn seiner Präsidentschaft scheint er sich zu besinnen auf die bewährte Stärke des deutsch-französischen Motors.