Duisburg. Warum Frank-Walter Steinmeier der Mut verlassen hat und wie das Ruhrgebiet von den Wachstumsbranchen profitieren kann, erklärt Matthias Knuth. Der Forscher beschäftigt sich am Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen mit den „Entwicklungstrends des Erwerbssystems".

Warum Frank-Walter Steinmeier der Mut verlassen hat und wie das Ruhrgebiet von den Wachstumsbranchen profitieren kann, erklärt Matthias Knuth. Der Forscher beschäftigt sich am Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen mit den „Entwicklungstrends des Erwerbssystems".

Inwiefern sind vier Millionen neuen Arbeitsplätze bis 2020 realistisch?

Dr. Matthias Knuth, Leiter der Forschungsabteilung Entwicklungstrends des Erwerbssystems an der Universität Duisburg-Essen, Arbeitsmarktforscher. Foto: privat
Dr. Matthias Knuth, Leiter der Forschungsabteilung Entwicklungstrends des Erwerbssystems an der Universität Duisburg-Essen, Arbeitsmarktforscher. Foto: privat © privat

Matthias Knuth: Aus wissenschaftlicher Sicht ist es völliger Unsinn, über die Zahl zu diskutieren. Aber wenn man eine Entwicklungsrichtung vorgibt, ist das ja erst einmal nicht schlecht. Wenn es dann 1,5 Millionen werden, wird sich keiner beschweren.

Was sind die Wachstumsbranchen, in denen Arbeitsplätze entstehen werden?

Knuth: Eine Branche ist mit Sicherheit die Umwelttechnik oder energiesparende Technik. Da haben wir in Deutschland einen Vorsprung, der sich noch ausbauen lässt. Bei Pflegeberufen können Sie auch beobachten, dass der Bereich wächst. Weil die häusliche Pflege eher abnehmen wird, wenn die verschiedenen Generationen nicht mehr an einem Ort zusammenleben. Riesiges Ausbaupotenzial gibt es zudem bei der Kinderbetreuung. Da traut sich aber keiner wirklich ran, weil keiner weiß, wie die Kommunen die daraus resultierenden Probleme schultern sollen. Steinmeier hatte das Wort Bildung in einer Talkshow mal auf den Lippen. Aber er hat sich offenbar nicht getraut, weil er weiß, dass der Bund hier wenig machen kann.

Für wen wird es neue Jobs geben?

Knuth: Bei der Umwelt- und Energietechnik für die klassischen Facharbeiter und die Ingenieure. Im Bereich Pflege sind es eher schlecht bezahlte Jobs. Und im Vorschulbereich regt sich ja bereits was: Der Kita-Streik wäre nicht möglich gewesen, wenn sich das Bewusstsein nicht breit machen würde, dass Kitas mehr sind als Aufbewahrungsstationen.

Wie kann das Ruhrgebiet profitieren?

Knuth: Bei hochwertiger Technik ist das Ruhrgebiet auf jeden Fall dabei. Zum Beispiel werden in Dortmund Getriebe gebaut für Windkraftmotoren. Bei allem, wo Metall drin ist, wird das Ruhrgebiet nicht verlieren. Und es wäre ja viel gewonnen, wenn sich die Metall-Branche stabilisieren würde.