Düsseldorf. Die Landesregierung unterstützt mit Mikrokrediten den Sprung in die Selbstständigkeit. Dort, wo die längst Hausbanken streiken, bekommen Kleinunternehmer noch ein Darlehen, wie das Beispiel von Marina Krüger zeigt.

Trotz einer guten Geschäftsidee gab die Hausbank Marina Krüger keinen Kredit. „Ich bekam noch nicht mal eine EC-Karte”, sagt die 38-Jährige. Inzwischen ist alles anders. Selbst ist die Frau – so einfach ließ sich die gelernte Berufskraftfahrerin nicht unterkriegen. Sie rollt jetzt auf eigenen Rädern. „ITC - Inside Truck Clean” heißt ihr Mini-Unternehmen.

Marina Krüger fährt von Spedition zu Spedition und übernimmt für die Fahrer die Innenreinigung der Lkw. Firmen buchen die Sauberfee gern, denn je eher die Trucker ihre vorgeschriebene Ruhezeit antreten können, desto früher dürfen sie wieder losfahren.

WirtschaftsministerinThoben (CDU) begeistert von der Resonanz

Ihren (gebrauchten) Servicewagen hat Krüger mit Hilfe eines 15 000-Euro-Kredits der NRW-Bank gekauft. Seit November 2008 vergibt die landeseigene Bank „Mikrodarlehen für Existenzgründer”. NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) zeigt sich von der ersten Resonanz begeistert. „Trotz Finanz- und Vertrauenskrise haben viele Menschen den Mut zur Selbstständigkeit”, betont sie. 40 Darlehen zwischen 5000 und 25 000 Euro (Obergrenze) wurden bis Ende März vergeben, damit landesweit insgesamt 76 neue Arbeitsplätze geschaffen.

In der Regel handelt es sich um kleine Dienstleistungsfirmen à la Marina Krüger. Im Sauerland ist mit Hilfe eines Mikrodarlehens ein Brötchentaxi unterwegs, in Ostwestfalen ein Oldtimer-Restaurator und in Dortmund ein Fliesenveredeler. Gefördert wurden aber auch die Eröffnungen gastronomischer Betriebe, Foto- und Fitnessangebote oder der Sprung in die Selbstständigkeit als Versicherungsmaklerin. Nach Angaben von NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben können aber auch angestellte Handwerker mit dem Sonderkredit ein Nebengewerbe eröffnen – wenn der Chef nichts dagegen hat.

Vorher gab es nur fette Kredite

„Wir haben mit den Mikrodarlehen eine Lücke geschlossen”, sagt Dietmar Binkowska, Vorstandschef der NRW-Bank. Vorher gab es nur fette Kredite von bis zu fünf Millionen Euro für große Existenzgründungen, aber kein kleines Geld für die Mini-Geschäftsidee. Binkowska: „Für Großbanken ist das ohnehin uninteressant.”

Vermittelt werden die Anschubfinanzierungen für Ein-Personen- oder Kleinstunternehmen von den so genannten Startcentern NRW, die zur Förderung von Existenzgründungen etwa in Bochum bei der IHK am Ostring und in Dortmund bei der örtlichen Wirtschaftsförderung an der Töllnerstraße zu finden sind.

Land und EU haben zunächst zwei Millionen Euro bereit gestellt

Mit derzeit 6,25 Prozent Zinsen ist das Mikrodarlehen zwar teurer als etwa ein einfacher Ratenkredit bei einer Internetbank. Dafür sind im Preis aber zudem eine ausführliche Gründungsberatung enthalten sowie ein intensiver Check, ob die Geschäftsidee auch wirklich tragfähig ist. Außerdem reicht in der Regel eine gute Idee nicht aus, wenn man online an frisches Geld kommen will.

Für Mikrodarlehen zur Existenzgründung (und für Mini-Unternehmen, die noch nicht länger als drei Jahre bestehen) haben Land und EU zunächst zwei Millionen Euro bereit gestellt. Aktuell warten noch etwa 1,1 Millionen Euro auf den Einsatz zur Finanzierung guter Geschäftsideen.

„Ich will ja nicht reich werden”

Marina Krüger bekommt als zusätzliche Starthilfe für ihren Lkw-Innenreinigungsservice noch neun Monate Arbeitslosengeld und für etwas mehr als ein Jahr jeden Monat 300 Euro Existenzgründerzuschuss von der Agentur für Arbeit oben drauf.

Wenn diese beiden Stützen wegfallen, will die 38-Jährige sicher auf eigenen Füßen stehen. „Ich will ja nicht reich werden”, sagt die Jungunternehmerin aus Hamm, „sondern bloß durch eigene Arbeit mein Auskommen haben.”

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