Essen. Wie das klobige Fossil aus der Steinzeit des Einzelhandels dem Versandgeschäft im Internet dient.
Internethandel, E-Mail-Bestellungen, Teleshopping. Hat die pfundschwere Fundgrube namens Versandhauskatalog da noch eine Zukunft? Spätestens seit die Medien täglich den Zustandsbericht über Druck oder Nichtdruck des Quelle-Kataloges veröffentlichen, stellt sich diese Frage. Die Antwort: Das klobige Fossil aus der Steinzeit des modernen Einzelhandels ist beliebt wie eh und je. Oliver Claas vom Bundesverband des Deutschen Versandhandels kennt überraschende Zahlen. So werden inzwischen über die Hälfte (51 Prozent) der Bestellungen im Versandhandel über das Internet aufgegeben – aber drei von vier dieser Kunden sehen sich die Ware zuvor im Katalog an. Umfangreiche Untersuchungen haben die Gründe dafür zu Tage gefördert: Der Katalog wird im Vergleich zum Internet vor allem als glaubwürdiger angesehen. Außerdem ist er – Laptop hin, Notebook her – auch auf Balkon oder Couch einfacher zu handhaben, als es die moderne Technik selbst mit lokalem Funknetzwerk und kabellosem Internet-Anschluss kann.
Auf Absehbahre Zeit eine Zukunft
Im Internet, wo viele Anbieter ihre Kataloge auch als elektronische Fassung um Umblättern per Mausklick installiert haben, gibt es andere Vorteile. So können die Kunden Artikel leichter vergleichen. Hinzu kommt ein Service, der immer mehr Freunde findet: Sekundenschnell erfährt der Käufer, ob die ausgesuchte Ware auch vorrätig ist und wann sie bei ihm eintreffen kann. Claas: „Es ist die Kombination der Vorteile beider Medien, die dem Katalog trotz des Vormarsches des Internets auf absehbare Zeit eine Zukunft bietet.“
Diese Möglichkeiten der alten und der neuen Versandhandelswelt sprechen offenbar vor allem Frauen an. Zwei Drittel der 18 Milliarden Euro, die sie jährlich im Versandhandel ausgeben, landen in den Kassen von Anbietern, die sowohl Katalog als auch Internet für ihre Warenpräsentation nutzen. Bei Männern ist dieser Anteil deutlich geringer, sie setzen mehr als die Frauen auf reine Internet-Händler.
Bekleidung ist nach wie vor der Renner
Auch wenn sich die Bestellwege wandeln: Die bevorzugten Waren, die per Versandhandel gekauft werden, haben sich seit der Alleinherrschaft des Katalogs kaum geändert: In den weitaus meisten Paketen, die die Versandhändler heute auf den Weg bringen, stecken wie früher Bekleidung, Textilien und Schuhe (42 Prozent). Erst mit weitem Abstand folgen Bücher, CDs und DVDs (18 Prozent) sowie Konsumelektronik und Computer (je sechs Prozent). Aktuell blüht eine andere Warengruppe regelrecht auf: Immer mehr Gartenartikel kommen per Versand ins Haus.