Essen. Leitzinssenkungen kommen bei Kreditkunden nicht an. Auch die Kosten für den Girokonto-Dispo sind unverändert hoch. Aber beim Guthabenprofit wird geholzt: Sparzinsen rutschen seit Monaten immer schneller in den Keller.
WAZ-Leser Volker R. aus Gelsenkirchen ist sauer: „Meine Bank hat mir jetzt lapidar mitgeteilt, dass es für mein Spargeld ab Montag nur noch 1,6 Prozent gibt. Das ist jetzt die dritte Zinssenkung seit Anfang Dezember. Muss man sich das einfach so gefallen lassen?” Diese Frage stellen sich zur Zeit immer mehr Sparer. Denn in der Bankenlandschaft wird jetzt richtig geholzt: Nach der Leitzinssenkung vor wenigen Tagen werden die sowieso schon deutlich gesunkenen Guthabenzinsen querbeet erneut gekappt. Was den Ärger der Bankkunden zusätzlich schürt: Bei den Kreditzinsen gibt es weiterhin kaum Bewegung. Hier kassieren die Geldmanager fast unverändert hohe Zinsen.
Horst Biallo, Chef des Internet-Finanzportals Biallo.de, bringt den Frust vieler Bankkunden auf den Punkt: „Die Banken nutzen die letzte Leitzinssenkung, um hohe Gewinne zu machen. Zu Lasten der Verbraucher.” Er steht mit seiner Kritik nicht allein da. Selbst Bundesbank-Präsident Axel Weber reagiert ungewöhnlich deutlich und gibt eine Breitseite gegen Banken und Sparkassen ab: Sie sollten die für sie jetzt günstigere Geldbeschaffung im Kreditgeschäft an Unternehmen und Verbraucher weiter reichen und nicht zur Bereinigung ihrer eigenen Bilanzen nutzen.
Zweifel sind angebracht
Ob es etwas nützt? Zweifel sind angebracht. Das durch Finanzzocker sowieso demolierte Image der Bankenbranche macht die Geldhäuser offenbar immer unsensibler gegen Kritik. Wie sonst lässt sich erklären, dass z. B. der durchschnittliche Dispositionskredit bei Girokonten seit einem Jahr bei knapp 13 Prozent liegt? In der gleichen Zeit ist der Leitzins um rund zwei Drittel geschrumpft. Ähnlich ist die Entwicklung bei den Ratenkrediten mit 36 Monaten Laufzeit. Der Zins ist seit einem Jahr bei rund 8,5 Prozent zementiert.
Ganz anders die Entwicklung auf der Guthabenseite. Sparer bekommen für Tagesgeld im Schnitt nur noch etwa 2,2 Prozent. Hier sind die Banken dem Abstieg der Leitzinsen meist sofort gefolgt. Das zeigt sich besonders deutlich bei der Entwicklung von Festgeldanlagen, für die es im November noch gut vier Prozent gab. Innerhalb von nur drei Monaten haben sich die Zinsen für 5000 Euro, festgelegt für sechs Monate, fast halbiert.
Einzelkämpfer Kunde
Was also tun? Die Politik, so kritisieren einige Verbraucherschützer, habe sich hauptsächlich auf die Regulierung von Bankmanager-Gehältern eingeschossen, aber zu Maßnahmen, die Leitzinsentwicklung auf dem Markt umzusetzen, reiche es offenbar nicht. Die Kunden müssten wohl zu Einzelkämpfern werden.
Finanzfachmann Biallo rät wegen hoher Dispo-Zinssätze bei der Hausbank z. B. so genannte Abrufkredite bei anderen Banken zu nutzen. Das sei oft günstiger, als zwölf Prozent für die genehmigte Überziehung zu zahlen. Wer etwa in jedem Monat für drei Wochen mit 2000 Euro im Soll ist, zahlt im Jahr über 200 Euro Sollzinsen.
Bei Ratenkrediten gibt es nach Biallos Beobachtung hier und da einige Angebote, die deutlich unter dem Durchschnittszins liegen. Allerdings sollte man da besonders vorsichtig sei und auf böse Fallen, wie Zinsbefristungen, achten. So gebe es selbst von bekannten Banken attraktiv erscheinende Angebote, bei denen die günstigen Konditionen aber nur für wenige Monaten gelten. Wer ein Ratenkredit-Angebot entdecke, das deutlich günstiger ist als ein bereits laufendes Darlehen, könne das durchaus nutzen, sagt Biallo. Und: „Was oft nicht bekannt ist: Man kann einen Ratenkredit nach sechs Monaten mit einer dreimonatigen Frist kündigen. Man nimmt den günstigeren Kredit auf und zahlt damit die Restschuld des alten Vertrages.” Dazu müssten die Kreditkondition aber auf breiter Front sinken. Danach sieht es momentan noch nicht aus.