Essen. Der siebenmalige Tour-de-France Sieger Lance Armstrong kehrt auf die größte Bühne des Radsports zurück. Die Veranstalter hofieren ihn.

Es gibt Sportler, die selbst auf der Höhe ihres Könnens nie mit ihrem Publikum warm werden. Auch sie müssen sich jedoch nicht damit abfinden, maximal respektiert, nicht aber geliebt zu werden. Sie müssen lediglich lange genug aussetzen, um dann bei der Rückkehr endlich doch noch in die Rolle des Publikumslieblings zu schlüpfen.

Lance Armstrong allerdings war schon zu Beginn seiner allein wegen seiner Krebserkrankung beispiellosen Karriere ein weltweit bewunderter Held, bevor er in den Augen der Öffentlichkeit als Betrüger entlarvt wurde. Drei Jahre Pause haben aber auch bei ihm gereicht, um die dunklen Seiten vergessen zu lassen, wie die Reaktionen der Massen vor dem Tour-Start zeigen.

Ein Reflex, der sich bei den Veranstaltern immerhin leicht erklären lässt. Dass sie den zwischenzeitlich zum Totengräber ihres Nationalheiligtums Tour abgestempelten Amerikaner wieder mit offenen Armen aufgenommen haben, hat ausschließlich geschäftliche Interessen, die den vollmundigen Ankündigungen von einem Neuanfang Hohn sprechen.

Heuchelei und Scheinheiligkeit waren immer schon verabscheuungswürdiger als gewöhnliche Sündenfälle.