Stockholm. Todesopfer litten an schweren Vorerkrankungen und waren zwischen 53 und 90 Jahre alt. Gesundheitsamt untersucht die Hintergründe
„Ich war noch zwei Tage völlig lahm gelegt. Das war, als ob ich einen starken Kater gehabt hätte, dann war alles in Ordnung", sagt die an sich muntere 38-jährige Schwedin Anna, nachdem sie sich in der vergangenen Woche Mittwoch bei ihrem Hausarzt gegen die Schweinegrippe impfen ließ. In Schweden ist der Impfstoff schon seit rund zwei Wochen erhältlich, und Medien berichten über eine erhebliche Häufung von Krankschreibungen nach der Impfung. So berichtet das Fernsehen von unerwartet vielen Krankmeldungen beim Krankenhauspersonal nach der Impfung. Unter anderem wurde über starke Armschmerzen und hohes Fieber geklagt.
Nebenwirkungen sind laut schwedischen Arzneimittelamt allerdings nichts Ungewöhnliches – wie bei allen Impfungen. Dennoch wächst die Skepsis in Schweden, seitdem das Amt bestätigte, dass ein Zusammenhang zwischen der Impfung mit Pandemrix und dem kurz darauf folgenden Tod mehrerer Schweden ein Zusammenhang bestehen könnte. Das Amt untersucht dies nun. Insgesamt sind vier verdächtige Todesfälle bekannt. In allen Fällen handelte es sich um Personen mit schlechtem Gesundheitszustand, zwischen 53 und 90, oft mit schweren Herzerkrankungen. Weil sie zu der Risikogruppe gehörten, bei der eine Ansteckung besonders gefährliche Folgen haben könnte, gehörten sie zu den ersten, die geimpft wurden.
„Wir untersuchen gerade einige dieser Todesfälle auf mögliche Zusammenhänge mit der Impfung. Bei der Todesursache kann aber die Vorerkrankung eine Rolle gespielt haben”, erklärt Gunilla Sjelin-Forsberg, Chefin der Abteilung für Arzneimittelsicherheit beim Arzneimittelamt dieser Zeitung.
Man müsse die bislang tatsächlich auf die Impfung zurückzuführenden Nebenwirkungen auch im Kontext sehen, so die Ärztin. „Insgesamt haben wir 500 000 Dosen verteilt, mindestens 140 000 Menschen wurden schon geimpft, vor allem Risikogruppen. Bei fast allen verlief es ohne größere Probleme”, sagt sie. Ein Unterschied zu einer gewöhnlichen Grippeimpfung sei bisher nicht auszumachen.
Dennoch steigt die Skepsis im besonders vorsichtigen Schweden, das bereits im Frühsommer 19 Millionen Dosen Impfstoff – mehr als zwei pro Einwohner – bestellt hatte. Die Zahl der Impfwilligen hat sich laut Umfrage von 72 auf 65 Prozent reduziert.