Malmö. Die deutsche U21-Nationalmannschaft holt den EM-Titel durch einen beeindruckenden 4:0-Sieg gegen England. Mezut Özil spielte überragend, Duisburgs Sandro Wagner traf doppelt.
Als die deutschen Spieler ins Stadion von Malmö einliefen, war der Pokal aus Stahl und Glas zum Greifen nahe. Danach wurde die Trophäe im Kabinengang zwischengelagert. Zwei Stunden später kam sie erstmals unter riesigem Jubel der DFB-Junioren in deutsche Hände. Sami Khedira, Kapitän der U-21-Nationalmannschaft, nahm gestern Abend in Malmö den Pokal für den Junioren-Europameister von Uefa-Präsident Michel Platini entgegen.
Überragend aufgetrumpft
Mit dem 4:0 (1:0) gegen England schaffte die überragend auftrumpfende Mannschaft einen historischen Sieg: Durch Tore von Gonzalo Castro (23.), Mesut Özil (47.) und zweimal Sandro Wagner (79., 84.) gewann die älteste Junioren-Auswahl des DFB erstmals den EM-Pokal und holte damit den dritten EM-Titel nach den U-17- und U-19-Junioren innerhalb von elf Monaten nach Deutschland.
Gonzalo Castro erzielte in der 23. Minute die Führung nach einem idealen Pass von Mesut Özil. Der Bremer, der sein drittes Finale innerhalb weniger Wochen bestritt, erzielte in der 47. Minute mit einem Freistoß das 2:0, bei dem Scott Loach patzte. Der Ersatzmann für den gesperrten Keeper Joe Hart lenkte Özils Schuss ins eigene Tor.
Bärenstarke DFB-Elf
Alle deutschen Spieler liefen danach zu Horst Hrubesch und nahmen ihren Trainer in die Mitte. Freude herrschte auch auf der Tribüne unter der DFB-Prominenz mit Präsident Theo Zwanziger und Bundestrainer Joachim Lö an der Spitze. Die Engländer versuchten Druck aufzubauen, aber die erneut bärenstarke DFB-Defensive hielt. Ein Schuss von Lee Cattermole streifte die Latte, einmal musste Andreas Beck für Manuel Neuer nach einem Schuss von Adam Johnson klären. Der Duisburger Wagner vergab zunächst einen möglichen Treffer, sorgte dann aber mit einem Doppelschlag für die Entscheidung.
Hrubesch hatte das Team umgestellt und neben dem gesperrten Ashkan Dejagah auf Marko Marin und Dennis Aogo verzichtet. Die Deutschen traten im 4-1-4-1-System an. Die Hereinnahme von Mats Hummels von Borussia Dortmund in der Mittelfeld-Defensive war eine Meisterleistung. Hummels, der lange verletzt war, feierte ein grandioses Comeback und trumpfte überragend auf.
Hektik kam nur selten auf
Auch nach vorne lief das Spiel besser. Die für den Junioren-Fußball typische Hektik, in der sich an guten Kombinationen und Abspielfehler abwechseln, kam selten auf. Die Deutschen ließen den Ball gut laufen. Schon zehn Minuten vor der Pause begann durch das Stadion die Welle über die Ränge zu schwappen, 20 000 Zuschauer waren begeistert vom tollen Niveau.
Die deutschen Junioren hatten mit einer Trikotlist viele Zuschauer auf ihre Seite gezogen. Sie waren in schwedischen Hemden zum Aufwärmen gekommen. Das DFB-Team entschied sich dann als auf dem Spielberichtsbogen erstgenannte Final-Mannschaft, komplett in Rot anzutreten und nicht im traditionellen Schwarz-Weiß. Das bunte Migranten-Team liebt die aggressive Farbe. Im Halbfinale hatte es in roter Kleidung den fünfmaligen Titelgewinner Italien ausgeschaltet. Es war ein gutes Omen.