Essen. Drastische Einschnitte bei Woolworth: Die insolvente Billigkaufhauskette will sich von jedem zweiten Mitarbeiter und mehr als der Hälfte ihrer Zweigstellen trennen.

Künftig werde Woolworth nur noch 142 der 311 Filialen selbst weiterbetreiben, teilte der vorläufige Insolvenzverwalter Ottmar Hermann mit. „Damit können wir zwischen 4500 und 4900 der 9300 Arbeitsplätze erhalten”, sagte Hermanns Sprecher, Pietro Nuvoloni, dieser Zeitung.

Der Rettungsplan sieht die Gründung einer Auffanggesellschaft mit dem Namen „Neue Woolworth Deutschland” vor. Diese werde Hermann „auf unbestimmte Zeit” führen und derweil nach einem neuen Investor suchen, so Nuvoloni. Ob es dazu überhaupt kommt, hänge auch von der Zustimmung der Vermieter ab. 104 der Woolworth-Häuser gehören dem Finanzinvestor Cerberus, der Rest befindet sich in Streubesitz.

Mit einem verkleinerten Sortiment will Insolvenzverwalter Hermann die mittelgroßen Filialen mit einer Verkaufsfläche zwischen 900 und 1600 Quadratmeter weiter betreiben. Die so genannten Mini-Filialen mit durchschnittlichen zehn Mitarbeitern hingegen sollen abgegeben werden. Für diese Filialen gebe es eine „sehr große Anzahl an Interessenten”, sagte Nuvoloni, „praktisch jede große Filialkette in Deutschland.” Für die „Neue Woolworth Deutschland” hingegen sei noch kein Investor in Sicht.

Viele offene Fragen

Welche der 77 Woolworth-Filialen in Nordrhein-Westfalen nicht in das Rettungskonzept passt, ist nach Nuvolonis Worten noch offen. „Die Liste wird erarbeitet.” Bis zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens, das Anfang Juli erfolgen könne, solle darüber Klarheit herrschen.

Unterdessen wechseln alle 9300 Beschäftigten zunächst einmal für mindestens sechs Monate in eine Transfergesellschaft. Diesem Schritt habe der Gesamtbetriebsrat bereits zugestimmt. „Dort erhalten die Mitarbeiter 80 Prozent ihres letzten Nettoeinkommens”, sagte Nuvoloni. Je nach der Höhe der Erlöse könne die Transfergesellschaft auch auf bis zu zwölf Monate verlängert werden.

Von dort aus, so hofft Hermann, könnten die Mitarbeiter auch an potenzielle Käufer von Filialen weitervermittelt werden. „Es ist ein Versuch, eine Garantie gibt es natürlich nicht”, ergänzte Nuvoloni.

Die Gewerkschaft Verdi verfolgt die Entwicklung bei Woolworth „äußerst skeptisch”, wie Verdi-Handelsexperte Johann Rösch dieser Zeitung sagte. Die Beschäftigten der Kaufhauskette seien nach wie vor großen Unsicherheiten ausgesetzt. „Es ist noch unklar, welche Beschäftigte dabei sein werden und welche Standorte bleiben werden”, erklärte Rösch.

Da Woolworth nicht selbst Eigentümer der Immobilien ist, seien geringere Mieten eine wichtige Veraussetzung für den Einstieg eines künftigen Investors. Die Gewerkschaft verweist auf den enormen Zeitdruck und schlägt Alarm. „Bis Ende des Jahres muss es einen Investor geben, sonst hat Woolworth keine Chance”, warnte Rösch.