Düsseldorf. Dass Schüler „spickmich.de” mögen, kann nicht überraschen. Aber die Landesschülervertretung NRW sieht die Dinge nicht so eindimensional.
Die NRW-Landesschülervertretung (LSV) erkennt hinter der Beliebtheit des Portals ein grundsätzliches Problem: „Wir brauchen ,spickmich.de' vor allem deshalb, weil es in den Schulen immer noch keine ordentliche Feedback-Kultur gibt”, sagt Johannes Struzek vom LSV-Vorstand zur WAZ.
Er meint damit, dass die Arbeit der Pädagogen eigentlich schon in den Klassenzimmern und nicht in den Weiten des Internets bewertet werden müsste. „In einigen wenigen Schulen in Nordrhein-Westfalen gibt es sogar heute schon Bewertungsbögen, die Schüler anonym ausfüllen können. So etwas sollte gar nicht als Bestrafung oder Bedrohung begriffen werden. Es geht auch nicht darum, den Lehrer bei der Schulleitung zu verpetzen. Aber wir möchten auch sagen dürfen, ob die Lehre, die uns geboten wird, gut oder schlecht ist”, so Struzek.
Die LSV versteht „spickmich.de” als eine Art Kopfnotensystem für Lehrer. Struzek: „Einige von ihnen beschweren sich darüber, dass sie im Internet benotet werden. Aber sie tun mit ihren Kopfnoten im Grunde nichts anderes.” Das Portal sei außerdem nicht in erster Linie zum Notengeben da. „Es ist eine Community, ein Netzwerk, in dem man sich austauschen kann.”
Für die Lehrergewerkschaft GEW ist „spickmich.de” hingegen ein Spielplatz für „Internetmobber”. Die anonyme Bewertung einzelner Lehrer sei nicht hinzunehmen. Schon nach dem Urteil des Oberlandesgerichtes Köln im Jahr 2007 zürnte die GEW: „Internetplattformen sind nicht hilfreich, aus dem derzeit vielfach belasteten Klima an den Schulen wieder eine Atmosphäre des Vertrauens und des gegenseitigen Respekts zu machen.” Die Lehrer bräuchten in diesen Zeiten Schutz und Hilfe.
Das Wort „Feedback-Kultur” nehmen aber auch die Gewerkschafter in den Mund. Die sei in den Schulen tatsächlich noch nicht entwickelt. mk