Essen. Eine Nacht mit Anastacia verspricht die Sängerin ihren Fans nicht ganz unbescheiden, wenn Sie demnächst in Düsseldorf zu Gast ist. Ein Gespräch mit dem Star über Casting-Shows, ihre schwere Krankheit und Elton John.
Ihre Stimme wird auch abseits der Bühne gehört. Die US-Soulsängerin Anastacia (40) sprach mit Andreas Ernst über ihre Brustkrebs-Erkrankung, ihre Hochzeit und ihre Pause. Nach drei Jahren geht sie wieder auf Tour – und kommt am 19. Juni nach Düsseldorf.
Sie sind durch eine Castingshow berühmt geworden. Wie stehen Sie zu Formaten wie „DSDS” oder „American Idol” in den USA?
Anastacia: Ich selbst liebe es, „American Idol” zu schauen. Ich sitze vor dem Fernseher und habe auch meine Favoriten – so wie jeder.
Aber werden die Jugendlichen in einer solchen Show nicht ausgebeutet?
Anastacia: Nein, finde ich nicht. Wenn es Shows wie diese nicht gäbe, dann würde niemand Kelly Clarkson kennen. Und dann würde niemand mich kennen. Und es kann keine Ausbeutung sein, wenn Künstler gefunden werden, die gut sind.
Sie sind in Europa ein Star, aber nicht in ihrer Heimat USA. Warum?
Anastacia: Den exakten Grund dafür kenne ich gar nicht. Ich denke, dass es eine Menge mit meiner früheren Plattenfirma zu tun hatte. Irgendwie ist es Schicksal. Für das aktuelle Album „Heavy Rotation” habe ich die Plattenfirma gewechselt, und die neue wollte mich in den USA groß herausbringen. Aber dann kam die Rezession. So habe ich das Album erst einmal auf I-Tunes herausgebracht. Aber wissen sie was? Ein so großes Problem ist das gar nicht für mich. So habe ich wenigstens meine Privatsphäre hier.
Sie spielen in der eher kleinen Düsseldorfer Philipshalle und verzichten auf große Stadien, Open-Air-Auftritte und Festivals. Befürchten Sie, dass nach Ihrer langen Pause keine Zuschauer kommen?
Anastacia: Nein, das nicht. Eine Menge Leute können keine großen Hallen mehr füllen: Beyoncé, Britney Spears – und das nicht, weil sie nicht mehr populär sind. In der Rezession geben die Leute einfach nicht mehr viel Geld aus. Ich denke, das ist normal. Außerdem mag ich intime Konzerte. Die Fans soll eine Nacht mit Anastacia verbringen und nicht mit 25 000 Menschen.
Warum haben Sie pausiert?
Anastacia: Während und nach der Brustkrebs-Erkrankung wollte ich energisch gegen Krebs kämpfen, habe sie öffentlich gemacht, wollte unbedingt auf Tour gehen. Aber danach musste ich mich selbst finden. Ich war müde und habe festgestellt, wie sehr ich mich selbst gedrängt habe. Das hat eine Menge Energie geraubt. Ich habe es in der Pause genossen zu heiraten, viel Zeit mit meinen Freunden zu verbringen. Nun bin ich zurück und glücklich. Und will allen, die glauben, dass es mit Anastacia vorbei ist, zeigen, dass sie falsch liegen. Sehr falsch. Ich bin noch da.
Sie haben in den vergangenen fünf Jahren außerhalb der Bühne eine Menge erlebt. Brustkrebs-Erkrankung und -Heilung, Hochzeit.
Anastacia: Die Krankheit hat mich eine Menge gelehrt, aber die Hochzeit ist einer der emotionalsten Teile meines Lebens.
Nun treten Sie auf Ihrer Tour in Verona gemeinsam mit Elton John auf.
Anastacia: Dass ich die Bühne mit Elton John teile, ist unbeschreiblich für mich. Ganz am Anfang meiner Karriere hat Elton mich begleitet, während meiner ersten Interviews, bei meinem ersten Album. Er hat mich schon im ersten Jahr meiner Karriere auf die Bühne eingeladen. Und nun – zehn Jahre später – dasselbe Publikum zu sehen wie er und die Liebe der Fans zu teilen, das ist großartig. Elton ist ein wundervoller Freund für mich. Ich freue mich auch, dass er seinen Partner heiraten durfte.
Sie sind auch einmal bei einer Schwulen-und-Lesben-Parade in Palm Springs aufgetreten.
Anastacia: Jeder sollte den heiraten können, den er liebt. In Teilen meines Landes ist das leider immer noch nicht möglich, zum Beispiel in Kalfornien. Ich finde es verrückt, dass viele Leute vorschreiben wollen, wen man lieben soll.
Sie haben Ihr wahres Alter ganz lange verschwiegen. Wie lebt es sich denn mit 40 Jahren?
Anastacia: Ich liebe es. Jeden Tag, den ich älter werde, fühle ich mich ganz „Wuuhuuu”.
Welche Songs hören Sie zurzeit auf Ihrem mp3-Player?
Anastacia: Alles. Wie Mariah Carey, Celine Dion, Enya, Prince. Kommt auf die Stimmung an, in der ich bin. Ich höre auch viele Songs, deren Texte ich gar nicht verstehe. Zum Beispiel brasilianische Musik. Oder deutsche. Wen ich zum Beispiel sehr liebe, ich kann seinen Namen nicht aussprechen. Xa, Xä, Xäi...
Xavier Naidoo.
Anastacia: Ja, richtig. Er ist wirklich, wirklich großartig.