Zwei Autoren erzählen über ihre Reisen hoch zu Rad. Andrea Camilleri brachte sich damit in Gefahr. Christoph D. Brumme suchte das Abenteuer

Der Krimiautor Andrea Camilleri ist seinem Fahrrad so dankbar, dass er ihm ein Buch gewidmet hat. Das Klappergestell brachte ihn vor 65 Jahren sicher durch Minenfelder in Sizilien und über zerbombte Straßen in die Arme seines Vaters. Ein kleines Wunder, das Camilleri wunderbar in einem Büchlein beschrieben hat: „Von der Liebe zum Radfahren”.

„Hin und wieder sprach ich mit meinem Fahrrad”, erinnert sich der heute 83-Jährige, „streichelte die Querstange, als wäre sie die Mähne eines Pferdes: ,Los, tüchtig, weiter so!” Und sein Drahtesel gehorchte.

Auf seiner Reise traf Camilleri den Kriegsfotografen Robert Capa. Ein paar der eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Bilder sind in dem Buch zu sehen. Sie zeigen Trost und Zuversicht zwischen Trümmern und Panzern.

„Es sei verrückt und leichtsinnig, was ich tue, und viel zu gefährlich. Meinetwegen, sollen die Wölfe mich besuchen und mir die Zehen lecken.” Diesen Satz hätte vielleicht Camilleri trotzig formulieren können. Doch es war Christoph D. Brumme, der vor zwei Jahren nicht hören wollte, sondern einfach mal weg war: Mit einem schlichten Rad fuhr er 8353 Kilometer von Berlin an die Wolga und zurück.

Mit einem Diktiergerät um den Hals sammelt Brumme Eindrücke: Was er sieht, was er hört, was er fühlt. Und wenn es die Schmerzen im Hintern sind. Die Gedankenfetzen reiht er im Stakkato-Stil aneinander. Das gibt seiner Geschichte Tempo. Der Titel des Buches „Auf einem blauen Elefanten” spielt auch nicht auf die Geschwindigkeit an, vielmehr auf Brummes Wirkung bei den Menschen, die seinen Weg kreuzen. So ungewöhnlich erscheint ihnen ein Radreisender.

Das Buch erinnert an Wolfgang Büschers preisgekröntes Werk „Berlin – Moskau”. Brummes Bericht ist ähnlich lesenswert und tiefgründig, nur nicht so geschichtsergründend. Zudem fuhr Büscher nicht Rad. Er ging zu Fuß.

Brumme ist wieder unterwegs: www.honigdachs.com . Brumme, Auf einem blauen Elefanten, Dittrich, 250 Seiten, 19,80 Euro; Camilleri, Von der Liebe zum Radfahren, rororo, 64 Seiten, 8 Euro