Die Finanzkrise der Reichen hat in der kleinen Welt der Luxuswagen dicke Bremsspuren hinterlassen. Erfolgstypen von gestern parken jetzt am Abgrund, andere scheinen schon ein paar Radumdrehungen weiter zu sein. Erfolgreich dagegen: Ferrari, im Bild ein halbwegs viersitziger F599 GTB mit Schumi.

Bugatti-Testfahrer Pierre-Henri Raphanel muss auch Leute ans Steuer eines 1000 PS starken Veyron lassen, die sich höchstens einen Bentley leisten können. Hinter solch einer Testfahrt mit 1000 PS steckt kühles Kalkül. Der Bentley-Boy dient als Multiplikator. Vielleicht begeistert sein Bericht ja beim Golf jemanden, der sich wirklich die mindestens 1,3 Millionen Euro (netto) für den Supersupersportwagen aus dem Volkswagen-Konzern leisten kann.

Die beiden britischen Nobelmarken Bentley, ebenfalls eine VW-Tochter, und Aston Martin, erst 2008 aus dem Ford-Imperium herausgelöst, waren vor einem Jahr noch die Luxusfabrikanten mit dem explosivsten Wachstum. Jetzt geht es beiden schlecht. Die Produktion von Bentley sank im ersten Quartal 2009 auf ein Fünftel, die von Bond-Auto-Bauer Aston auf ein Drittel.

Die so genannte Launch Control macht es selbst Highheelträgern einfach, schnell wie ein aus dem Fenster eines Hochhauses geworfener Ziegelstein zu beschleunigen. Auf Knopfdruck werden Drehzahl und automatisierte Kupplung auf Maximalbeschleunigung getrimmt: 2,7 Sekunden von null auf 100 km/h. Natürlich gibt es das bei Ferrari auch, und bei Porsche ebenso. In einem vergleichsweise profanen Audi TT allerdings inzwischen auch. Längst sind Luxuswagen nicht mehr wie zu Lebzeiten der Herren Rolls und Royce und Bugatti die Krone der Technik. Die Flaggschiffe Siebener-BMW, Mercedes S-Klasse und LS-Lexus sind heutzutage die wahren Wunderwerke.

Ganz mies sieht es in der Krise bei den High-End-Angeboten von Mercedes aus. 50 Stück des Auslaufmodells SLR, ein phallischer Sportwagen, nennt die Produktionsstatistik der ersten drei Monate. Sieben mehr sind es beim Maybach für mindestens 400 000 Euro pro Stück. Damit müsste das Schicksal der als Kutsche verkleideten alten S-Klasse besiegelt sein. Das soll dem neuen Flügeltürer nicht passieren, den Mercedes zur IAA im September als Nachfolger des bei McLaren produzierten SLR auf die Millionäre dieser Welt loslässt.

Auch der Bugatti kann trotz 400 km/h Endgeschwindigkeit der Finanzkrise nicht entkommen. Für Multimillionäre ist dabei nicht die Verfügbarkeit von Bargeld entscheidend. Aber sie haben sowieso Autos im Dutzend in der Garage. Da muss ein Veyron auch einfach in die Zeit passen. Man will sich ja nicht als Protzkopf schämen. Ein hypermodern elektrisch rasender Tesla Roadster für nur 100 000 Euro ist da angesagter und noch seltener als der auf 450 Stück limitierte Veyron.

In der Luxusauto-Baisse gibt es einen klaren Gewinner. Während Erz-KonkurrentLamborghini, auch eine Marke im VW-Konglomerat, im ersten Quartal fast 40 Prozent eingebüßt hat, beträgt der Verlust bei Ferrari nur zehn Prozent. Der Nimbus einer nie unterbrochenen Karriere in der Formel eins zahlt sich bei dem Fiat-Anhängsel aus. Mit hochgerechnet 8000 roten Rennern aus Maranello wird sich das aufbäumende Pferd dieses Jahr in der Luxusklasse an die Stückzahlspitze setzen. Nebenbei hat man bereits den zuletzt erfolgreichen Nachbarn Maserati, auch Teil von Fiat, wieder ein- und überholt. Und dafür muss man in der Formel eins gar nicht mal gewinnen, sondern ganz olympisch nur dabei sein.