Recklinghausen. Martin Wiesmann und sein Bruder Friedhelm bauen exklusive Autos. Doch die Entwicklung des Sportwagens war so teuer, dass die beiden Brüder sich für die Vermarktung ihrer Luxusautos etwas Besonders einfallen lassen mussten.

„Ein Mann ist alt, wenn er morgens ohne einen Wunsch aufwacht”, philosophierte einst Enzo Ferarri, Erbauer der legänderen Renn- und Sportwagen. Gemeint hat er natürlich Autowünsche. Und für die Erfüllung solch eines Wunsches muss man nicht mehr nach Maranello fahren. Denn die erfüllt auch der Recklinghäuser Martin Wiesmann (56), der gemeinsam mit seinem Bruder Friedhelm in Dülmen noch exklusivere Renner baut, als die Italiener mit dem springenden Pferd als Erkennungsmerkmal. „Ferrari baut 6000 Autos im Jahr, wir 200 – und jedes ist anders”, erklärt der Kaufmann Friedhelm Wiesmann (54), der gemeinsam mit seinem für die Technik verantwortlichen Bruder Martin 1988 die Edelschmiede in Dülmen gründete.

„Wir sind ein vollwertiger Fahrzeughersteller, der in seine selbst entwickelten Sportwagen Motoren von BMW einbaut.” Ansonsten wird alles selbst gemacht. „Gut 100 Mitarbeiter bauen hierfür in Einzelanfertigung und auf Grundlage selbst entwickelter Konstruktionspläne Sportwagen in Perfektion. Den Gestaltungswünschen sind keine Grenzen gesetzt.” So die Strategie. Selbst die Nähte der Ledersitze können vom Käufer vorgegeben werden. Kreuzstich beispielsweise oder auch jeder andere. „Handmade in Germany”, so die Parole der Männer mit dem Gecko als Logo. Ende des letzten Jahres verlies der 1000. Wagen das Firmengelände.

Kostenlose Werbung dank Tennisprofis

„Angefangen hat alles 1985 mit einem Besuch bei der Essen Motor Show”, erinnern sich die Wiesmann-Brüder. „Was wir dort an Sportwagen zu sehen bekamen, überzeugte uns nicht.” Sie nahmen das Projekt Auto selbst in die Hand: Nostalgische Form und zeitgemäße Technik. Doch Beide gingen zunächst noch parallel ihren Berufen als Geschäftsführer und Mitinhaber einer Bekleidungsfabrik (Friedhelm Wiesmann) bzw. als Ingenieur in der Pumpenentwicklung (Martin Wiesmann) nach.

Doch als sie 1988 ihren Prototypen vorstellten, wurde schnell klar: „Das wird ein Riesenprojekt. Acht Fahrzeuge verkauften wir direkt – die es aber noch gar nicht gab.” Die Brüder rechneten mit einer Lieferzeit von zwei Jahren. Es wurden fünf: Erst 1993 trat der erste Kunde aufs Gaspedal eines Wiesmann Roadster.

Die Entwicklung des Sportwagens war so kostenintensiv, dass zunächst für Werbung kein Budget übrig blieb. Doch die Brüder „retteten” sich mit einem genialen Clou: Während eines Tennis-Turniers in Hamburg buchte sich Friedhelm Wiesmann in das gleiche Hotel ein, indem auch die Tennis-Stars nächtigten. Gegen ein Extra-Trinkgeld parkte der Portier den Roadster direkt vor dem Hoteleingang. Es dauerte nicht lange bis der Zweisitzer die Aufmerksamkeit der Prominenz auf sich zog. Friedhelm Wiesmann war dann „zufällig” vor Ort, um das Fahrzeug vorzustellen und eine Probefahrt anzubieten. Keine Geringeren als André Agassi, Boris Becker oder Pete Sampras nutzten das Angebot. Wo sich die Tennisprofis befanden, waren die Medien nicht weit. Testberichte erschienen und nach und nach kamen die Käufer. „Im ersten Jahr verkauften wir vier, dann acht, dann elf, dann 18 Autos.”

Und was kostet der Spaß? Ab 100 000 Euro geht's los. Für den neuen MF 5 – die Buchstaben stehen für Martin und Friedhelm – muss man zwischen 180 000 und 200 000 Euro auf den Tisch des Hauses legen.