Essen. Die IG Metall erhebt schwere Vorwürfe gegen die Banken: Als Bedingung für neue Kredite würden sie von Unternehmen verlangen, zuerst Personal abzubauen. Mittlerweile haben 17 Prozent der Firmen Probleme, überhaupt noch an Kredite zu kommen.
Oliver Burkhard, Chef der IG Metall NRW, sagte dieser Zeitung: „Sie verlangen von Unternehmen, die Geld wollen, dass sie erst einmal ihren Betrieb leer räumen. Da müssen pauschal zehn Prozent der Belegschaft weg, bevor man über einen neuen Kredit redet.”
Mit Fortdauer der Krise komme das immer häufiger vor. „Es gibt Checklisten mit der Frage, ob schon Leute rausgeworfen wurden. Wenn nicht, wird das Risiko höher eingestuft. So kann das nicht weitergehen”, sagte Burkhard.
Bank fordert Halbierung der Belegschaft
Die betroffenen Unternehmen wollen nicht genannt werden, um ihre Kunden nicht zu verschrecken, sind dieser Zeitung aber bekannt. In Siegen geht es bei einem Mittelständler, der noch schwarze Zahlen schreibt, um den Abbau von rund 100 Arbeitsplätzen. In Essen muss ein Metall-Unternehmen seine Belegschaft von 85 Mitarbeitern halbieren, um die von den Banken für einen neuen Kredit geforderte Kostensenkung zu erreichen. So schildert es der Unternehmensverband Metall Essen. Die IG Metall berichtet von ähnlichen Fällen in Gelsenkirchen und Velbert.
Der Bankenverband weist die Kritik zurück. Die Kosten genau zu überprüfen, sei bei der Kreditvergabe ein ganz normaler Vorgang und in dieser Krise besonders geboten. Wie ein Sparziel erreicht werde, bleibe Sache der Unternehmer, hieß es auf Anfrage.
Jedes dritte Unternehmen hat Probleme
Einer neuen Umfrage der staatlichen Förderbank KfW zufolge haben derzeit 17 Prozent der Unternehmen Probleme, überhaupt noch einen Kredit zu bekommen. Für mehr als jedes dritte Unternehmen hat sich der Zugang erschwert, mit 40 Prozent besonders betroffen sind kleine Unternehmen mit Jahresumsätzen von weniger als einer Million Euro.
„Wir beobachten mit Sorge, dass die Probleme beim Kreditzugang für die Unternehmen immer größer werden”, sagte KfW-Chef Ulrich Schröder. Der Groß- und Außenhandelsverband erklärte auf Anfrage, im Sommer drohe noch eine dramatische Zuspitzung der Zahlungsengpässe.