1900 Mitarbeiter arbeiten noch am Firmensitz von Arcandor in Essen. Die Folgen einer Insolvenz scheinen für die Stadt dennoch überschaubar.
Essen. HR B 1783, unter dem Kürzel firmiert die Arcandor AG im Essener Handelsregister. Wen trifft es am meisten wenn dieser Eintrag gelöscht würde?
„Es ist hart, wenn die Realität über die Hoffnung siegt,” sagt Rechtsanwalt Marc Tüngler, Arcandor-Experte bei der Deutschen Schutzgemeinschaft Wertpapierbesitz (DSW) in Düsseldorf, „für die Arbeitnehmer ist es die wahre Katastrophe”. Noch 1900 Mitarbeiter fahren täglich zur Essener Konzernzentrale an der Theodor-Althoff-Straße. Im September waren es vor der jüngsten Stellenabbaurunde bei der Karstadt Warenhaus AG noch 330 mehr. Die Post-Adresse ist traditionsbeladen. Kaufhauspionier Althoff fusionierte 1920 mit Rudolph Karstadt.
Anfang des Jahres war schon scheibchenweise zum Vorschein gekommen, dass Acandor in der Nähe des Düsseldorfer Flughafens große Gebäude für einen Umzug nach Düsseldorf angemietet hatte. Der Mehr-Weg wäre für die teils schon vor Jahrzehnten bei Karstadt Beschäftigten eher zu verkraften gewesen als der drohende Arbeitsplatzverlust.
Der trifft auch die Stadt Essen empfindlich. Einen Imageverlust sieht Tüngler zwar nicht, dafür gibt es in Essen noch genug Konzernzentralen von DAX-notierten Unternehmen. Auch gibt es keinen Verlust an direkten Unternehmenssteuern, denn Arcandor hat keinen Gewinn erwirtschaftet. Auch an einzelnen Filial-Standorten, an denen vielleicht Profit erwirtschaftet wurde, musste nach dem deutschen Gewerbesteuerrecht deshalb keine Gewerbertragssteuer an die Kommunen abgeführt werden.
Sobald es aber Gewinn zu verteilen gibt, wird auch die Steuer fällig: und zwar anteilig der Lohnsumme des jeweiligen Standorts. Im Prinzip also fällt den Kommunen mit den meisten Arbeitsplätzen auch ein höherer Anteil des Gewerbesteuerkuchens zu.