Passau. Donald Duck wird morgen 75. Zu seinen größten Fans zählt Jürgen Wollina, der einen Stadtplan von Entenhausen zeichnete

Die berühmteste Ente der Welt feiert Geburtstag. Donald Duck wird morgen 75 Jahre. Und er hat ganz besondere Fans: die Donaldisten. Jürgen Wollina ist einer von ihnen. Er hat einen Stadtplan von Entenhausen gezeichnet.

Anfang der 50er Jahre ist Wollina , der heute in Pocking bei Passau lebt, der berühmten Ente in Berlin erstmals begegnet. Lesen lernt der kleine Jürgen für den Enterich, noch bevor er in die Schule kommt. Weil er wissen will, worüber die älteren Jungen lachen, wenn sie mit den bunten Comic-Heften beim Bäcker auf der Treppe sitzen. Später haben sich die beiden aus den Augen verloren. Wie das so ist, wenn man älter wird. Und cooler. Dann ist kein Platz mehr für eine Ente im Matrosenanzug.

Erst nach vielen Jahren haben sie sich wiedergefunden. „Da habe ich im Urlaub eine wunderschöne Donald-Geschichte gelesen.” Und kurz darauf von D.O.N.A.L.D. gehört – der „Deutsche Organisation der nichtkommerziellen Anhänger des lauteren Donaldismus”. Knapp 700 Mitglieder – in der Mehrzahl Künstler, Professoren, Wissenschaftler, Juristen und Ärzte zählt die Organisation. Sie alle befassen sich mit dem Leben in Entenhausen. Dem Entenhausen, wie es der legendäre Zeichner Carl Barks erschaffen hat. Und nur mit dem.

Versucht haben es viele, geschafft bislang keiner

Fragen beantworten sie, die andere nie gestellt haben. Etwa die, ob Entenhausener Mediziner leistungsgerecht bezahlt werden. Oder sie analysieren unter dem Titel „Wie Enten hausen” den Wohnungsmarkt der Comic-Stadt. Die Ergebnisse dieser Forschungen werden auf einem jährlichen Kongress vorgestellt. Dort wird auch stets der Vorsitzende gewählt. Die Präsid-Ente.

Das ist die Art von Humor, die Wollina schätzt. Er tritt bei und schlägt zum Einstand ein neues Projekt vor. „Ich zeichne einen Stadtplan von Entenhausen.” Die Kollegen sind begeistert, warnen aber. „Das haben schon andere versucht. Geschafft hat es keiner.”

Für Wollina ist das kein Argument. Weil er schon einmal geschafft hat, was ihm keiner zutraute. Damals, nach dem 30. Dezember 1969. Als er in einem Getränkemarkt zusammenbricht. Schlaganfall. Mit 23 Jahren. Halbseitig gelähmt ist er seitdem. Schwerbehindert. Kartograf hat er gelernt. Doch den Job kann er nun vergessen. Und seine erste Frau vergisst ihn. Hart ist das. Doch Wollina gibt nicht auf. Reha, Studium der Landkartentechnik und wieder Reha. Dann ein neuer Job. Und eine neue Liebe. Eine seiner Krankengymnastinnen. „Immer einmal öfter aufstehen, als man hinfällt”, sagt Wollina. „Wie Donald.”

Eine Einstellung, die ihm beim Stadtplan sehr geholfen hat. Es ist eine Mammutaufgabe. Weil Barks ein Universum geschaffen hat. In knapp 700 Geschichten mit 6250 Seiten und 52000 Einzelbildern. Wollina katalogisiert sie alle, prüft sie auf kartografische Inhalte. Einige wenige findet er. „Das war meine Basis.” Er sucht nach markanten Punkten in Barks' Geschichten. Nach Leuchttürmen Brücken oder Denkmälern. So arbeitet sich Wollina vor – von der Küste ins Landesinnere. Er analysiert, kombiniert, fantasiert. 13 Jahre lang.

Naturkatastrophen verändern das Stadtbild

Erstaunliches kommt dabei zu Tage. Etwa, dass Entenhausen in etwa so groß ist wie Hamburg. Oder dass Dagobert Duck nicht einen sondern 20 Geldspeicher besitzt. Und Donald 33-mal umgezogen ist. „Mal gab es Ärger mit den Nachbarn, mal wollte er näher bei seiner Freundin Daisy wohnen”, weiß der Kartograph. Dann wieder wurde Donalds Haus zerstört. „Naturkatastrophen”, sagt Wollina. „Die haben das Stadtbild Entenhausens oft verändert.”

Mit Jubiläumsbox

Zum Geburtstag gibt's eine Jubiläumsbox und den Stadtplan

Zum Donald-Jubiläum widmet der Egmont Ehapa Verlag Comic Collection dem Geburtstagskind Entenhausen eine vierbändige Jubiläumsbox, ein Geburtstags-Taschenbuch und den Sonderband „75 Jahre Superstar“ (www.ehapa.de).

Der Stadtplan von Jürgen Wollina ist für 4 Euro Plus Porto über D.O.N.A.L.D. erhältlich (www.donald.org).

Die meiste Zeit arbeitet Wollina trotz seiner Behinderung alleine, zeichnet einhändig sogar die einzelnen Kartenausschnitte. Bei den Reinzeichnungen hilft ihm Donaldisten-Kollege Christian Pfeiler. Beim Kongess im vergangenen Jahr stellen die beiden den Plan vor. „Klatsch Klatsch” rufen die Kongressteilnehmer. Schnell ist die erste Auflage ausverkauft, eine zweite bereits gedruckt. Eine Frage aber wird Donald-Fans weiter beschäftigen. Wo genau liegt Entenhausen? Das weiß selbst Wollina nicht. Aber eines weiß er genau: „Wenn es mal jemand findet, dann wird es so aussehen, wie auf meinem Stadtplan.”