Ein Pflichttermin: Jeder US-Präsident muss an den Strand, an dem Amerika mit sich im Reinen ist. Ist Freiheit in der Welt heute ohne dieses Land denkbar?
Barack Obama ist ein Prophet des Neuanfangs, aber auch er weiß: Nur die Geschichte verschafft jene Legitimation nach Innen und Außen, ohne die große Mächte schlicht nicht auskommen. War am Donnerstag die Zeit der angedeuteten Selbstkritik über die nahöstlichen Verirrungen der USA, so steht im KZ Buchenwald und an den Stränden der Normandie die positive Selbstvergewisserung auf dem Programm.
Im Zweiten Weltkrieg erlebte Amerika im eigenen Empfinden die „finest hour”, seine größte Zeit. Eine harte, opferreiche Epoche, in der die Nation aber wie nie zuvor und selten danach mit sich im Reinen war. Man ließ die Waffen sprechen, jedoch im Dienst einer zweifellos gerechten Sache. Genau dieses Gefühl wird schmerzlich vermisst. Amerika erbringt immer noch immense Opfer an eigenen Menschenleben, aber viele Amerikaner begreifen nicht mehr, warum.
Wenn Obama an die Befreiung Europas erinnert, vermittelt er seinen Landsleuten eine stolze Botschaft: Ohne Amerika, die unverzichtbare Nation, ist die Freiheit auf der Welt nicht dauerhaft zu sichern. Und allen Abgesängen zum Trotz: Es stimmt.