Essen. In genau einem Jahr beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft. Nationalspieler Arne Friedrich engagiert sich längst für ein Hilfsprojekt in Südafrika. Im Interview erzählt der Berliner von den Gründen für sein soziales Engagement und über das Glück, das er bisher in seinem Leben hatte.
Auf den Tag genau in einem Jahr, am 11. Juni 2010, startet die Weltmeisterschaft in Südafrika. Alles wird sich bei diesem Fußballfest um den Ball drehen. Die zahlreichen sozialen Probleme des Landes sind dadurch aber nicht gelöst. Nationalspieler Arne Friedrich engagiert sich für das deutsche Projekt „Stars of tomorrow”, das helfen will, Kinder in Südafrika auf spielerische Weise über die Gefahren von Aids aufzuklären. Jeder fünfte Erwachsene im WM-Gastgeberland ist HIV-positiv, über fünf Millionen Aids-Waisen gibt es dort.
Sie sind Botschafter der Südafrika-Hilfsorganisation Stars of tomorrow. Könnten Sie unseren Leser zu diesem Projekt einige Informationen liefern, Herr Friedrich?
Arne Friedrich: Ich habe mich für dieses Projekt entschieden, weil 2010 die WM in Südafrika ist. Das ist der Zusammenhang. Und es geht darum, 2010 Kindern bis 2010 in Südafrika zu helfen. Vor allem Kindern, die ihre Eltern durch Aids verloren haben. Den Kindern soll spielend beigebracht werden, was eigentlich Aids ist und wie man sich davor schützt. Spielen, Spaß haben und Aufklären. Das ist es. Und dafür müssen Gelder zusammenkommen, damit Leute vor Ort sich kümmern können. In die Wege geleitet wurde dieses Projekt von Kai Hill, und der hat mich auch angesprochen.
Mit der Aids-Problematik in Afrika hatten Sie sich schon früher auseinandergesetzt?
Friedrich: Ich habe schon vorher ein Projekt in Afrika unterstützt, in Ruanda, und ich unterstütze es noch immer. Dieses Projekt wurde ins Leben gerufen durch einen ehemaligen Lehrer. Werner Eyßer ist immer wieder, auch gemeinsam mit Schülern, nach Afrika gereist, um Kleidung dort hinzubringen oder sonst auf irgendeine Weise zu helfen. Der Kontakt mit Afrika war also da. Und mir liegen Kinder am Herzen. Deshalb habe ich gesagt: Okay, das Projekt Stars of tomorrow ist eine gute Sache.
Sind Sie ein Gewissensberuhiger oder auch ein Verantwortungsübernehmer?
Friedrich: Ich bin zumindest nicht so dabei wie andere. Ich kann nicht einfach mal rüberfliegen. Es ist zeitlich ein Problem. Ich versuche, über Öffentlichkeit, über Pressekonferenzen aufmerksam zu machen. Im Stadion in Berlin haben wir auch organisiert, dass wir Werbefläche bekommen. Ich kann aber nicht nach Afrika reisen, um zu sehen, wie es da läuft. Wenn man als Fußballer Urlaub hat, will man auch mal abschalten.
Auffällig ist, dass immer mehr Fußballprofis sich für soziale Projekte einsetzen und damit an die Öffentlichkeit gehen. . .
Friedrich: Ich kann nur für mich sprechen. Ich hatte bisher viel Glück auf dieser Welt. Ich habe einen der besten Jobs, mir geht es supergut. Und ich betrachte es als ein Privileg, ein bisschen was weitergeben zu können. Das ist jetzt erst einmal der Anfang. Was dann nach meiner Karriere passiert, weiß ich noch nicht. Ich hatte überlegt, eine eigene Stiftung zu gründen. Aber jetzt geht das noch nicht. Es fehlt die Zeit, deshalb engagiere ich mich für verschiedene Organisationen. Es sind jetzt drei. Die Stars of tomorrow, das Ruanda-Projekt, und mein bester Freund Christian leidet an Mukoviszidose. Als sich abzeichnete, dass ich Fußballer werden kann, habe ich Christian versprochen: Wenn ich es schaffe, dann mache ich diese seltene Krankheit publik, dann tue ich was. Und das tue ich jetzt.
Bedeutet: eine Stiftung gründen, dass Sie sich vorstellen können, im sozialen Bereich weiter zu arbeiten?
Friedrich: Das weiß ich noch nicht. Ich habe darüber nachgedacht. Eine Stiftung bedeutet natürlich unglaublich viel Arbeit. Ich möchte nicht ausschließen, dass ich irgendwann einmal eine Stiftung gründen werde, aber ich möchte auch nicht definitiv sagen, dass ich es machen werde. Ich bin derzeit völlig offen. Ich bin gerade 30 Jahre alt geworden, und ich werde vielleicht noch vier, fünf Jahre spielen. Dann wird man sehen. Es kann sein, dass ich im Fußball bleibe. Aber ich möchte mir alles offen halten.
Soziales Engagement kann ja auch etwas sehr Abstraktes sein. Von Fußballprofis kann man den Eindruck gewinnen, dass Sie mit der Realität eher wenig zu tun haben. Halten Sie Kontakt zum Leben der Anderen?
Friedrich: Definitiv. Meine Freundin kommt mit diesem Trubel um den Fußball relativ schlecht zurecht, ich bin auch nicht gerade der Mensch, der die Öffentlichkeit sucht. Berlin hat viele Ecken, in denen Fußball nicht interessiert. Prenzlauer Berg, Mitte. Da haben wir Spaß dran, dass wir nicht erkannt werden. Ich glaube, dass ich noch einen sehr guten Bezug zu normal arbeitenden Menschen habe. Und von dieser Seite möchte ich nicht weg.
Was können die normalen Menschen tun für die Stars of tomorrow?
Friedrich: Das erste und wichtigste ist natürlich, dass Geld zusammenkommt, um Menschen engagieren zu können, die in Südafrika dann für die Kinder da sind. Aber man kann ja auch aktiv helfen. Kinder besuchen, unterstützen, irgendwelche Klamotten abgeben, die man nicht mehr braucht. Ich möchte aber hier niemanden auffordern, Dinge nach meinem Denkmuster zu tun. Wie er was macht, muss jeder für sich selbst entscheiden.