Der Verband der Berufstätigen Mütter kritisiert die zunehmende Belastung durch den Kita-Streik.

Der Streik der Erzieherinnen und das tägliche Improvisieren um die Betreuung der Kinder bringt berufstätige Eltern langsam an ihre Belastungsgrenze. „Die Eltern sind verärgert, eindeutig”, sagt Eike Ostendorf-Sevissoglu, die Sprecherin des Verbandes Berufstätiger Mütter im Gespräch mit Hayke Lanwert.

Zu Anfang des Streiks betonte die Gewerkschaft Verdi, die Eltern unterstützten ihre Forderungen. Hat sich das nun geändert?

Das Problem dieses Streiks ist, dass er nicht die Arbeitgeber, sondern die Kunden trifft. Über die Unzufriedenheit der Eltern soll indirekt Druck gegen den Arbeitgeber gemacht werden. Die Eltern sind jedoch genug damit beschäftigt, sich um eine alternative Betreuung für ihre Kinder zu kümmern, als dass sie sich noch ans Telefon hängen oder Beschwerdebriefe schreiben könnten.

Wie lösen denn die meisten Eltern das Problem, ihre Kinder unterzubringen?

Da in den Familien heute meistens beide Elternteile berufstätig sind, ist das wirklich eine schwierige Situation. So viele Mütter, die zu Hause sind und noch andere Kinder vorübergehend aufnehmen können, gibt es ja nicht. Und da auch Großeltern nicht immer in erreichbarer Nähe wohnen, aktivieren die Eltern jene Netzwerke, die sie ohnehin schon haben. Oder es wird der Babysitter ausgereizt, es werden Arbeitszeiten reduziert und – wenn möglich – in den Abend verlegt.

Das Verständnis für den Arbeitskampf der Erzieherinnen ist Ihnen aber doch nicht abhanden gekommen?

Nein. Was wir jedoch nicht nachvollziehen können, ist, dass die Gewerkschaft das Fass aufgemacht hat, Lärm und kleine Stühle verursachten Gesundheitsprobleme. Dabei ist das doch gar nicht der Punkt. Worum es geht, ist, dass das Anforderungsprofil an den Beruf der Erzieherinnen sich gewandelt hat. Erzieherinnen sind Lernbegleiter der Kinder geworden, haben dies auch zu dokumentieren. Ausbildung und Bezahlung entsprechen zunehmend nicht ihren Aufgaben. Aber wir Eltern haben nicht die Stellschrauben, dieses Problem aktiv zu ändern.