Bochum. Weil die Zahl derer, die an Melanomen erkrankt sind, steigt, warnen die Experten vor unverantwortlichem Sonnenbaden. Gerade Kinder davor nicht zu schützen, sei "ein echtes Verbrechen", sagen Dermatologen.

lle warten auf die Sonne – nur Hautärzte nicht, die stets vor der Gefahr des schwarzen Hautkrebses (Melanom) warnen. „Nein, Sonne ist gesund”, sagt Prof. Peter Altmeyer. „Es kommt aber auf den richtigen Umgang an.”

„Unterm Baum ist es wunderbar”, so der Leiter der Bochumer Haut-Universitätsklinik St. Josef, der im Urlaub erlebt hat, dass die Menschen dazu gelernt haben: „Die Eltern ziehen ihre Kinder am Strand an.” Hütchen, Hosen, T-Shirts. Die Erwachsenen hingegen: Rein in die pralle Sonne – am liebsten noch ohne Hemd und ohne Höschen.

Wo die Sonne prall scheint – bei uns vor allem zwischen elf und drei Uhr, in heißen Urlaubsgebieten den ganzen Tag – nie die Haut ungeschützt lassen. Selbst, wer durch Borbeck fährt: Käppies im Cabrio heißt das Rezept. Und sonst empfiehlt der Hautarzt UV-Schutzkleidung mit der DIN-Norm (z.B. bei Quelle). Das Testverfahren dazu wurde bereits in den 90er Jahren am Josef-Hospital entwickelt.

Die Kinder nicht zu schützen, sei „ein echtes Verbrechen”, so der Dermatologe. „Wir finden heute immer öfter Jugendliche, die an einem Melanom erkrankt sind.”

Dem kann Dr. Michael Ardabili, Bochumer Hautarzt und Vorsitzender von „dermaticon”, einem „Praxisverbund führender Hautärzte im mittleren Ruhrgebiet”, nur zustimmen. „Wir haben letztes Jahr sechzig schwarze Hautkrebse heraus operiert, darunter waren sieben junge Frauen im Alter zwischen 25 und 28 Jahren. Fast alle hatten übrigens eine Solarium-Geschichte.”

Ardabili lobt nochmals den Vorstoß der Bundesregierung, die Solarium für Menschen unter achtzehn zu verbieten. „Es ist bewiesen, dass das Hautkrebsrisiko bei Menschen zwischen 15 und 30 Jahren, die regelmäßig ins Sonnenstudio gehen, doppelt so hoch ist.”

Ardabili und das Praxisnetz setzen vor allem auf Information. Sie nutzen den Euro-Melanoma-Tag am 5. Mai für eine Kampagne in Schulen: Bochum, Witten, Herdecke, Castrop, Herne, Hattingen, Waltrop – „wir wenden uns an eine Altersklasse, in der es uncool ist, sich von Mami und Papi eincremen zu lassen.”

Die „ABCD”-Merkmale

Am Mittwoch, 6. Mai von 14 bis 16 Uhr, stehen die Fachärzte von dermaticon im Foyer der Bochumer Stadtwerke (Ostring) bereit, um zu sagen, was zu tun ist, wenn ein Muttermal zum Beispiel juckt, brennt, blutet – oder die „ABCD”-Merkmale aufweist:

„A” wie Asymmetrie- ungleichmäßige, asymmetrische Form. Ein neuer dunkler Hautfleck ist ungleichmäßig geformt. „B” wie Begrenzung – verwaschene, gezackte oder unebene und raue Ränder. „C” wie colour – (Farbe): unterschiedliche Färbungen, hellere und dunklere Flecken in einem Mal. Dasselbe gilt für krustige Auflagen. „D” wie Durchmesser – der Durchmesser ist an der breitesten Stelle größer als fünf Millimeter.

Das Gute am Melanom sei dieses: Früh erkannt, so Prof. Altmeyer, ist ein Melanom heilbar. Erkannt wird es beispielsweise durch moderne Auflichtmikroskope, die an der Klinik entwickelt wurden und nicht nur per Farbsignal (von grün zu rot) auf die Gefährlichkeit des Mals hinweisen, sondern es als Foto abspeichern. „Der Vergleich ist wichtig”, sagt Altmeyer.

Auch per Betrachtung der Haut seien Auffälligkeiten zu erkennen. Seit 2008 übernehmen die Kassen diese „Inspektion”, so Dr. Ardabili. „Man hofft, dadurch 12 000 neue Fälle pro Jahr zu entdecken.” Doch Ardabili kritisiert: „Die Vorsorge ist erst ab 35 Jahre, nicht ab zwanzig, wie es die Arbeitsgemeischaft Dermatologische Prävention empfiehlt. „Damit riskiert man 3000 Fälle pro Jahr, die nicht entdeckt werden.” Wichtig sei immer: die Selbstkontrolle.

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