Am heutigen Mittwoch will die Bundesregierung entscheiden, ob sie eins der drei Bieterangebote für Opel bevorzugt. Gleichzeitig wird mit einer Entscheidung über den weiteren Weg von Opel-Mutter General Motors (GM) gerechnet. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Bis tief in die Nacht zum Mittwoch laufen die letzten Verhandlungen von General Motors mit seinen Gläubigern über Schulden von insgesamt 27 Milliarden US-Dollar. Was passiert, wenn wie vorhergesehen die Gläubiger-Zustimmungsquote von 90 Prozent nicht erreicht wird?

Da das Ultimatum der US-Regierung an GM für einen Sanierungsplan am ersten Juni (der Pfingstmontag ist in den USA kein Feiertag) endet, wird GM mit hoher Wahrscheinlichkeit Insolvenz nach US-Recht anmelden.

Wird GM dann abgewickelt und zerschlagen?

Damit ist nicht das Ende des Konzerns besiegelt. Das so genannte „Chapter 11”, also das elfte Kapitel der US-Konkursordnung, sieht ganz im Gegenteil die Rettung der gesunden Teile eines Unternehmens vor. Möglich ist eine Spaltung des Unternehmens in zwei Teile. Vergleichbar zur Situation bei den Banken mit der „Bad Bank” könnte es einen hochverschuldeten Teil „Bad GM” und einen zukunftsfähigen Teil „Good GM” geben.

Was bewirkt „Chapter 11” in der Praxis?

Der Passus schützt das Unternehmen sofort vollständig vor den Forderungen seiner Gläubiger. Ohne den Druck der Gläubiger strebt der Vorstand dann die Rettung der überlebensfähigen Konzernteile an. Die US-Regierung will dadurch von der Pleite bedrohte GM-Zulieferer aus einem Sonderfonds bezahlen.

Was bedeutet die Insolvenz von GM für Opel?

Opel muss bei einer Pleite von GM nicht zwangsläufig auch zum Konkursrichter gehen. Ein gesundes Tochterunternehmen könnte wie gewohnt weiterarbeiten, kann aber auch wie alle anderen Gläubiger kein Geld bei GM eintreiben. Der Insolvenzrichter in den USA würde wahrscheinlich auch den Abfluss von Geld ins Ausland unterbinden. Ohne Unterstützung wäre Opel bald zahlungsunfähig.

Was würde im Falle einer Insolvenz von Opel passieren?

Da Opel den Sitz in Deutschland hat, wäre das hiesige Recht maßgeblich für den weiteren Verlauf. Der Richter eröffnet in diesem Fall ein vorläufiges Verfahren und setzt einen Insolvenzverwalter ein. Normalerweise beginnt nun eine dreimonatige Phase, in der der Insolvenzverwalter das Vermögen des betroffenen Unternehmens sichert. Die Gläubiger, zum Beispiel Zulieferer oder Händler, bekämen in dieser Zeit nichts. Unterdessen sucht der Insolvenzverwalter nach Sanierungsmöglichkeiten und nach potenziellen Käufern für die erhaltenswerten Betriebsteile. Die Löhne übernimmt so lange die Arbeitsagentur. Danach wird das Insolvenzverfahren offiziell eröffnet. Wird weiter gearbeitet, muss das Unternehmen nun alle Kosten, also auch die für die Löhne, selbst tragen. Die Pleitefirma wird nun verwertet, die Erlöse anschließend an die Gläubiger ausgezahlt. Das kann Jahre dauern.

Wie soll die Treuhandlösung eine Insolvenz von Opel vermeiden?

Da zurzeit keine Bank Überbrückungskredite an Opel vergeben würde, müsste der Staat bald nach einer GM-Insolvenz mit frischem Geld die Zahlungsfähigkeit von Opel im Alltagsgeschäft sichern, damit die Produktion nicht zusammenbricht – die so genannte Treuhandlösung.

Wie ist der Verhandlungszeitplan für heute?

Um acht Uhr abends soll ein Krisengipfel im Kanzleramt beginnen, der bis zu einer Entscheidung über die Bieterkonzepte tagen soll.

Was passiert, wenn die Regierung Opel doch in eine kontrollierte Insolvenz gehen lässt?

Dann ist zu befürchten, dass die Opel-Verkaufszahlen aufgrund der Kundenverunsicherung drastisch einbrechen. Bei der Pleite von Saab und Chrysler sanken sie schlagartig um mehr als 40 Prozent.