Düsseldorf. Die Praxis mehrerer NRW-Kommunen, in Schulgebäuden den Betrieb von Schießanlagen zu genehmigen, stößt auf scharfe Kritik von Schulministerin Barbara Sommer (CDU). „Ich halte das für sehr bedenklich”, sagte sie der WAZ, „so etwas hat in unseren Schulen nichts zu suchen.”

Die Landesregierung hat nachzählen lassen: Rund 5600 „ortsfeste Schießstätten” gibt es in NRW – doch wie viele davon sich im Keller oder Nebengebäude einer Schule befinden, werde landesweit „nicht zentral erfasst”. Dabei scheint die gängige Praxis mehrerer Kommunen, Sport- oder Schützenvereinen das Schießen in Schulgebäuden nach Unterrichtsschluss zu gestatten, auch im Schulministerium seit Jahren bekannt. „Das gibt es vor allem im ländlichen Bereich”, sagte ein Sprecher von Ministerin Barbara Sommer der WAZ.

Kein Hausrecht nach Schulschluss

Aber eben nicht nur, wie das Beispiel Gelsenkirchen belegt: Dort wurden bei Einbrüchen in Schulen sogar Munition und Waffen entwendet. Wie soeben aus der gemeinsamen Antwort des Schul- und Innenministeriums auf eine Kleine Anfrage der Landtags-Grünen hervorgeht, wissen auch die betroffenen Schulleiter nicht, von welchem Kaliber das Material ist, auf dem Schüler und Lehrer sitzen. Denn sie haben, so die Landesregierung, nach Schulschluss im Gebäude „kein Hausrecht”.

Problem nicht verfolgt

Nach dem üblichen Muster schiebt das CDU-geführte Schulministerium die Verantwortung der rot-grünen Vorgängerregierung zu. Mindestens die sechs Gelsenkirchener Fälle seien bekannt gewesen, doch die damalige „Hausspitze” mit SPD-Ministerin Gabriele Behler habe das Problem „nicht verfolgt”. Da aber für die Erlaubnis von Schießanlagen die zuständige Waffenbehörde – sprich: die Kreispolizeibehörden – zuständig ist und über die Vermietung der Räume der Schulträger, in der Regel die Kommune entscheidet, bleibt auch Sommer nur der Versuch, politisch Druck zu machen.

Schießstände aus Schulen verbannen

Das immerhin tat sie gestern und kündigte Gespräche mit den kommunalen Spitzenverbänden an, um „konstruktive und allseits akzeptierte Lösungen” zu finden. Die Ministerin würde Schießstände aus den Schulen am liebsten verbannen, und auch die Grünen-Abgeordnete Monika Düker fordert, „die Ballerei” müsse aus pädagogischen und Sicherheitsgründen in der Schule tabu sein. Udo Beckmann, Chef des NRW-Lehrerverbandes VBE, fürchtet ein „falsches Signal” an Schüler. „Schießanlagen gehören auf keinen Fall in die Schule”, sagte er der WAZ, „schon gar nicht nach Vorfällen wie in Winnenden.”

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