Washington. Zwei Stunden suchte das Hinrichtungsteam nach einer Vene, um einem verurteilten Kindermörder die tödliche Spritze zu verpassen. Dann musste die Exekution abgebrochen werden.

Zwei Stunden suchte das Hinrichtungsteam nach einer Vene, um einem verurteilten Kindermörder die tödliche Spritze zu verpassen. Dann wurde die Exekution in einem Gefängnis des US-Bundesstaats Ohio abgebrochen. Jetzt soll Romell Broom (53) in einer Woche sterben.

Von seinem Bruder hatte sich Broom, der seit fast einem Vierteljahrhundert in der Todeszelle der Haftanstalt bei Lucasville saß, telefonisch verabschiedet und war die 17 Stufen von der Zelle zum Exekutionsraum hinunter gestiegen. Einen letzten Appell seiner Anwälte hatte ein Berufungsgericht zuvor abgeschmettert. Im Zeugenraum hinter der Glasscheibe saßen die Eltern und die Tante des damals 14-jährigen Mädchens, das Broom vor knapp 25 Jahren vergewaltigt und anschließend erstochen hatte.

Zwei quälend lange Stunden mussten sie dann mit ansehen, wie die Henker in Brooms Armen und Beinen nach einer geeigneten Vene suchte, um den tödlichen Medikamenten-Cocktail anzulegen. 18 erfolglose Versuche – dann bat Gefängnisdirektor Terry Collins bei Ohios Gouverneur Ted Strickland um Aufschub. Broom selbst hatte nach Zeugenberichten zuvor mitgeholfen, eine Vene zu finden, hatte die Fäuste geballt, um Blut in seinen Unterarmen zu stauen. Später, als alle Versuche, eine geeignete Einstichstelle zu finden, gescheitert waren, bedeckte er sein Gesicht und schluchzte.

Nach einer Stunde hatten die Exekutions-Techniker eine Pause eingelegt, ehe sie danach weitermachten – eine barbarische Tortur, die das Gesetz verbietet. Rasch und schmerzlos muss der Todeskandidat entsprechend den Vorschriften eigentlich exekutiert werden.

Im Mai dauerte es 90 Minuten lang

Nicht zum ersten Mal steht Ohio, das vor genau zehn Jahren die Todesstrafe wieder eingeführt hatte, wegen seiner Exekutionsmethode in der Kritik. Im Mai 2006 hatte es 90 lange Minuten gedauert, dem verurteilten Mörder Joseph Clark (57) die Infusion für die Giftspritze anzulegen. Jahrzehntelanger Drogen-Missbrauch hatte Clarks Venen zerstört. Gegner der Todesstrafe forderten, weitere Exekutionen vorerst auszusetzen, um die Methode zu überprüfen.

Gefängnisdirektor Collins sah dazu indes keinen Anlass. „Ich habe Vertrauen in die Methode und in mein Team”, meinte er.

32 zum Tode Verurteilte hat Ohio seit 1999 mit der Todesspritze exekutiert, drei allein in diesem Jahr. Auch Gouverneur Strickland sah offenbar keinen Anlass, Brooms Exekution auf die lange Bank zu schieben. Er beraumte die Exekution für kommenden Dienstag an, genau 25 Jahre nach dem Mord an der 14-jährigen Tryna. Ob es dazu kommt, steht noch dahin. Brooms Fall wirft eine ganze Reihe juristischer Fragen auf. Und erst ein einziges Mal ist in den USA ein Todeskandidat nach einem vergeblichen ersten Versuch im zweiten Anlauf hingerichtet worden.