Berlin. 2390 Menschen sind im vergangenen Jahr offiziell hingerichtet worden. China führt dabei mit großem Abstand die Liste mit dem meisten Hinrichtungen an, wie die Menschenrechtsorganisation Amnesty International mitteilte. Dagegen ging die Zahl der Exekutionen in den USA stark zurück.

Im vergangenen Jahr wurden weltweit mindestens 2390 Menschen hingerichtet, die meisten davon in China. Die Volksrepublik sei im Jahr 2008 mit mindestens 1718 Fällen für mehr als 70 Prozent aller weltweiten Hinrichtungen verantwortlich gewesen, heißt es in einem am Dienstag von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (ai) veröffentlichten Jahresbericht zur Todesstrafe.

Demnach lag die Dunkelziffer vermutlich um ein Vielfaches höher. Mindestens 8864 Menschen in 52 Ländern wurden laut ai im vergangenen Jahr zum Tode verurteilt, vollstreckt wurden Exekutionen in 25 Staaten. Weißrussland ist der letzte Staat Europas, der die Todesstrafe anwendet. Laut ai wurden dort seit 1991 schätzungsweise 400 Menschen hingerichtet.

Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der weltweiten Hinrichtungen dem Bericht zufolge 2008 deutlich an: 2007 seien noch 1252 Menschen in 24 Ländern exekutiert worden. Der Iran lag demnach 2008 mit mindestens 346 Hinrichtungen an zweiter Stelle hinter China, gefolgt von Saudi-Arabien mit mindestens 102, Pakistan mit mindestens 36 und die USA mit 34 Hinrichtungen.

Amnesty kritisiert menschenunwürdige Bedingungen

Viele Todeskandidaten müssten unter menschenunwürdigen Bedingungen im Todestrakt ausharren, kritisierte ai. In Japan würden die Verurteilten erst am Tag ihrer Hinrichtung über die bevorstehende Vollstreckung informiert. Ihre Familien erführen erst nach der Exekution von der Tötung des Angehörigen.

"Die Todesstrafe ist eine grausame, erniedrigende und in höchstem Maße unmenschliche Strafe. Enthaupten, Erhängen, Erschießen, Steinigen, der Elektrische Stuhl und die Giftspritze haben im 21. Jahrhundert keinen Platz», sagte Oliver Hendrich, Anti-Todesstrafen-Experte bei Amnesty International in Deutschland. «Die Todesstrafe ist ein legalisiertes körperliches und seelisches Folterinstrumentarium, das in der staatlich organisierten Tötung endet», fügte Hendrich hinzu. «Damit muss auch in Europa endlich Schluss sein.»

Zahl der Hinrichtungen in den USA stark zurückgegangen

Weltweit haben inzwischen 138 Staaten die Todesstrafe per Gesetz abgeschafft oder in der Praxis nicht mehr angewendet. Zuletzt strichen im vergangenen Jahr Argentinien und Usbekistan die Todesstrafe aus ihren Gesetzen. Auf dem gesamten amerikanischen Kontinent vollstrecken die USA als einziger Staat in jedem Jahr Todesurteile.

«Doch auch die USA sind 2008 stärker von der Todesstrafe abgerückt und haben so wenige Menschen hingerichtet wie seit 1995 nicht mehr», berichtet Amnesty. Eine weltweite Abschaffung rückt laut dem ai-Experten Hendrich näher. «Doch jede Hinrichtung ist eine zuviel und noch sprechen zu viele Staaten, oft nach unfairen Strafprozessen, Todesurteile aus.» (afp)

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