Essen. Der beim Skifahren verunglückte Thüringer Ministerpräsident wurde am Freitag nach Jena geflogen. Die Bundes-CDU tagt im benachbarten Erfurt. Im Falle eines Strafverfahrens gegen Dieter Althaus stehen Nachfolger bereit.

Es sind nur rund 50 Kilometer Entfernung. Die Erfurter Klausurtagung der Bundes-CDU findet vor einem tragischen Hintergrund statt. Denn der bei einem Skiunfall in Österreich schwerverletzte Thüringer Ministerpräsident Dieter Althaus kann zwar nicht teilnehmen, wurde aber gestern in seine Heimat zurückgeflogen – zur Uni-Klinik im benachbarten Jena. Kanzlerin Angela Merkel will ihn besuchen, wenn es sein Gesundheitszustand erlaubt.

Der 50-Jährige ist laut Thüringer Staatskanzlei inzwischen über den Tod der Frau informiert worden, mit der er auf einer Skipiste kollidiert war. Eine mit der Familie befreundete Psychologin habe ihm vom Schicksal der 41-Jährigen berichtet. Inzwischen steht zudem fest, dass weder bei Althaus noch bei Beata C. Alkohol im Spiel gewesen ist. Die Staatsanwaltschaft im österreichischen Leoben wies gestern Spekulationen über eine Alkoholisierung eines der Unfallbeteiligten zurück. Althaus und die bei dem Unfall getötete Frau seien nüchtern gewesen, teilte die Staatsanwaltschaft nach der Auswertung der Blutproben mit.

Die Frage nach der Schuld oder Mitschuld am Tod der in den USA lebenden Slowakin kann – wenn überhaupt – erst nach dem Abschluss der Unfallanalyse in rund zwei Wochen beantwortet werden.

Auf der CDU-Klausurtagung in Erfurt wird Althaus von Birgit Diezel vertreten, die – neben Althaus' Ehefrau Katharina – auch an der Beisetzung von Beata C. teilgenommen hatte. Die 50-jährige Finanzministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin hat die Regierungsgeschäfte in Thüringen übernommen – ein Auftrag ohne zeitliche Befristung. Denn niemand weiß erstens, wann Althaus seine Amtsgeschäfte – gesundheitlich gesehen – wieder übernehmen kann und zweitens, ob er das nach der Auswertung der Unfalldaten unter politischen und persönlichen Gesichtspunkten noch will. Die politischen Gegner reagieren mit Blick auf den Gesundheitszustand ihres Ministerpräsidenten derzeit sehr taktvoll. Linke-Spitzenkandidat Bodo Ramelow beispielsweise schlug einen „parlamentarischen Waffenstillstand” bis zur Genesung von Althaus vor. Der Thüringer FDP-Generalsekretär Patrick Kurth sagt zur Tonlage im Wahlkampf (am 30. August wird in Thüringen gewählt): „Zu Althaus geht gar nichts, das gehört sich einfach so.”

Die CDU selbst hat einen Notfallfahrplan erstellt, falls es zu einem Strafverfahren gegen Althaus kommen sollte – oder dieser nicht rechtzeitig bis zur Wahl wieder fit ist. Ein Trio steht bereit. An erster Stelle steht Birgit Diezel. Sie hat jetzt die Möglichkeit, im Kabinett und im Landtag, aber auch im Bundesrat als Althaus' Stellvertreterin Profil zu zeigen. Als Nummer zwei ist Sozialministerin Christine Lieberknecht im Rennen und – weit abgeschlagen als Nummer drei – CDU-Fraktionschef Mike Mohring.

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