Düsseldorf. Die NRW-Feuerwehrchefs dringen auf die flächendeckende Wiedereinführung von Sirenen. Damit soll die Bevölkerung bei Katastrophen wie Chemieunfällen oder Terroranschlägen schneller gewarnt werden können. Doch der Bund blockiert.
„Es ist die einzige Möglichkeit, bei Gefahren nach einem Terroranschlag oder einem Chemieunfall die Bevölkerung schnell zu warnen und ihr mitzuteilen: der Staat hat eine wichtige Botschaft für dich, schalte das Radio ein”, sagte der Sprecher der Expertengruppe Zivil- und Katastrophenschutz innerhalb der Arbeitsgemeinschaft der Leiter von Berufsfeuerwehren in NRW (AGBF), Benno Fritzen, der WAZ.
Doch der Bund blockiert die Reaktivierung des nach Ende des Kalten Krieges Anfang der 90er Jahre in weiten Teilen des Landes außer Betrieb genommenen Systems, das ursprünglich für Warnungen im Falle eines militärischen Angriffs gedacht war. „Die Sirene ist dumm, kann nur drei bis fünf Töne”, winkt der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Christoph Unger, ab. „Sie informiert nicht, sie warnt nur.”
Vom Computer aus via Satellit Warnungen verschicken
Unger favorisiert eine modernere Einrichtung namens „SatWaS”. Mit ihr könnten Katastrophenschützer vom Computer aus via Satellit zeitgleich spezifizierte Warnungen an Medien, Einsatzleitstellen und - je nach technischem Fortschritt - auch auf Handys oder über eine neue Generation von Rauchmeldern in private Wohnhäuser schicken.
Die Feuerwehrchefs überzeugt das nicht. „Nur die Sirene erreicht Menschen auch draußen, wenn sie durch Schadstoffe in der Luft gefährdet sind”, hält Benno Fritzen dagegen. „Handys fallen im Ernstfall zuerst aus, weil die Netze dann überlastet sind.”
Kosten bundesweit etwa 400 Millionen Euro
Seit 18 Jahren gebe es für die Sirenen kein taugliches Folgesystem. Der Katastrophenschützer der Bundesregierung, Unger, räumt ein, dass zumindest „im Nahbereich von Kernkraftwerken und Chemieanlagen” die „sehr, sehr teuren Sirenen” sinnvoll seien.
Die Feuerwehrchefs pochen aber auf ein flächendeckendes bundeseinheitliches Warnsystems, das jedoch „angesichts der erheblichen Kosten” durch „immer neue Konzeptansätze und Feldversuche” hinausgezögert werde. Allein für NRW würde die Wiedereinführung der Sirenen rund 80 Millionen, bundesweit etwa 400 Millionen Euro kosten.