Nun ist Opel zum Gegenstand eines handfesten Pokerspiels zwischen zwei bisher bekannten Bietern geworden. Fiat und der österreichisch-kanadischen Zulieferer-Konzern Magna wittern die Chance in der Krise.
Auch wenn das für die Opelaner ein weiteres Wechselbad der Gefühle bedeutet – zwei Bieter sind besser als kein Bieter. Insofern haben die dunklen Wolken am Horizont in den vergangenen Wochen Stück für Stück den Blick freigegeben für eine Zukunft des traditionsreichen Autobauers. Bloß welche?
Zum besseren Durchblick gehört allerdings die Analyse: Die möglichen Investoren, die selbst von der Strukturkrise im Autobau hart getroffen sind, haben auch deshalb ein Interesse an dem Hersteller, weil der Preis für Opel günstig ist, weil die Regierungen bereit sind, mit einer Milliarden schweren Mitgift in Form von Bürgschaften auszuhelfen. So etwas kann auch Heiratsschwindler locken.
Dem Ausrufe- folgt ein Fragezeichen
Fiat-Boss Sergio Marchionne, dem angesichts der ähnlichen Produktpalette von Fiat und Opel die Vorbehalte der Betriebsräte und der Ministerpräsidenten als Standortbewahrer entgegenschlagen, hat einen ersten Vertrauenstest verloren. Erst stellt er, so sagt es jedenfalls der Bundeswirtschaftsminister zu Guttenberg, das Werk in Kaiserslautern zur Disposition, dann rudert er via Bild-Zeitung zurück.
Das passt nicht ganz zum selbstbewussten Auftreten des Managers, der zu Verhandlungen im blauen Pullover einem Maserati Quattroporte entsteigt – ein tolles Auto, aber auch ein Ausrufezeichen. Dem ein Fragezeichen folgt: aus fünf bis sieben Milliarden Euro Bürgschaften vom europäischen Steuerzahler, 6,6 Milliarden Euro Schulden der Italiener sowie Fiat, Chrysler und Opel soll ein Weltkonzern im Autobau entstehen?
Arbeitnehmervertreter sollen stark bleiben
Bundesregierung und Landesregierungen sind gut beraten, auf der Hut zu sein, die Entscheidung über den Partner dem Mutterkonzern General Motors zu überlassen und darauf zu dringen, dass die Arbeitnehmervertreter ihre starke Rolle behalten. Gerade bei Opel in Deutschland haben Betriebsräte für mehr Kontinuität gesorgt als das Management. Und natürlich ist auch den Betriebsräten klar, was es heißt, einen Autobauer retten zu wollen, der mit seinen Fabriken und Belegschaften 30 Prozent mehr Autos bauen könnte als er verkauft. Aber nur so kann es der Politik gelingen, den Spagat auszuhalten zwischen dem betriebswirtschaftlich notwendigen Abbau von Stellen und der kaum vermittelbaren Tatsache, dass dafür Steuergeld herhalten muss.