Essen. Eine Investorengruppe möchte die insolvente Warenhauskette Hertie möglichst ganz übernehmen. Eine Absichtserklärung sei schon unterzeichnet worden. Das Land NRW stellt Bürgschaften für Hertie in Aussicht.
Nach dem monatelangen Tauziehen um die Zukunft von Hertie zeichnet sich nun offenbar eine Lösung ab. Eine Gruppe von Investoren will die insolvente Warenhauskette möglichst komplett übernehmen und weiterführen. Eine entsprechende Absichtserklärung sei mit Insolvenzverwalter Biner Bähr unterzeichnet worden, sagte dessen Sprecher Wolfgang Weber-Thedy am Montag der WAZ.
Kaufvertrag "in der Schlussphase der Erarbeitung"
„Es handelt sich um Manager, die sehr viel Handelserfahrung haben”, sagte Weber-Thedy über das Konsortium, ohne Namen zu nennen. Wie das „Handelsblatt” berichtet, gehört zu der Gruppe Rolf Schuchardt, der bereits für Horten und Quelle gearbeitet hat.
Nach den Worten Weber-Thedys befindet sich der Kaufvertrag nun in der „Schlussphase der Erarbeitung”. Dem Vernehmen nach herrscht auch schon Einigkeit über den Kaufpreis für die Marke. Knackpunkt sei noch die Frage, zu welchen Bedingungen die Immobilien des britischen Investors und Hertie-Eigners Dawnay Day genutzt werden könnten, so Weber-Thedy. „Wir sind aber guten Mutes, dass wir hier eine Einigung finden.”
Kritik an Insolvenzverwalter Bähr
Seit Monaten tobt ein erbitterter Streit um die Zukunft der Immobilien, in denen Hertie Filialen betreibt. Für diese ist die niederländische Gesellschafterin Mercatoria Acquisitions (MABV) zuständig, nachdem deren Mutter Dawnay Day 2008 aufgrund von Immobilienspekulationen wie Hertie in die Insolvenz gehen musste. Die MAVB versucht nun seit einem halben Jahr, die Immobilien zu verkaufen und streitet mit Insolvenzverwalter Bähr. So teilte die Mercatoria bereits im Februar mit, „das endgültige Aus für Hertie stehe unmittelbar bevor”.
Auch am Montag stand Biner Bähr heftig in der Kritik. „Ich glaube nicht, dass Herr Bähr eine Vereinbarung hat, Hertie zu verkaufen”, sagte ein MABV-Sprecher dem Handelsblatt. Niemand habe die MABV bisher kontaktiert. „Bähr verschwendet unsere Zeit und unser Geld und vergeudet unsere Insolvenzmasse”, sagte der Mercatoria-Sprecher.
Ausbau von Standorten
Indes will die Investorengruppe Hertie möglichst komplett weiterführen und einige Standorte sogar ausbauen, wie Weber-Thedy berichtete. Zudem möchte Schuchardt mit der „neuen Hertie” vor allem das mittlere Marktsegment ansprechen. Als Zielgruppen hat er dabei Frauen und junge Familien im Blick. Zustimmung für das Konzept erhält die Investorengruppe von dem Vorsitzenden der Gesamtbetriebsrats, Bernd Horn. „Wir tragen das Konzept mit”, sagt dieser dem „Handelsblatt”.
Nach den Worten Weber-Thedys sei die Investorengruppe derzeit mit verschiedenen Banken im Gespräch, um einen Bürgschaftsantrag bei den einzelnen Bundesländern mit Hertie-Standorten zu stellen. Kreise der NRW-Landesregierung haben indes signalisiert, dass das Land eine mögliche Rettung mit Landesbürgschaften unterstützen würde.
Noch 2800 Mitarbeiter
Die Warenhausgruppe Hertie gehört seit 2005 dem britischen Investor Dawnay Day. Sie betreibt heute in Deutschland noch mehr als 50 mittelgroße Warenhäuser und beschäftigt noch etwa 2800 Mitarbeiter. Anfang März 2009 war Hertie, die früher als „Karstadt kompakt” zum heutigen Arcandor-Konzern gehörte, in die Insolvenz gegangen.