Berlin. Stark unter Beschuss steht Thilo Sarrazin, SPD-Politiker und Vorstandsmitglied der Bundesbank, wegen seiner negativen Äußerungen zum Integrationswillen von türkischen und arabischen Migranten.
Bundesbank-Präsident Axel Weber will sein Vorstandsmitglied Thilo Sarrazin nach dessen Migranten-Schelte offenbar weitgehend entmachten. Medienberichten zufolge sieht eine Vorlage für die Bundesbank-Vorstandssitzung am Dienstag vor, Sarrazin die Verantwortung für Bargeldumlauf und Risiko-Controlling zu entziehen; so bliebe ihm nur der Bereich Informationstechnologie.
Sarrazin hatte in einem Interview gesagt „ein Großteil” der türkischen und arabischen Einwanderer in Berlin sei „weder integrationswillig, noch integrationsfähig”. „Sarrazin hat den Migranten, dem internationalen Ansehen Deutschlands und den bilateralen Beziehungen erheblichen Schaden zugefügt”, sagte die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth dieser Zeitung. Sarrazin klammere „die große Gruppe der Leistungsträger und gut integrierten Migranten” aus. „Er spricht ausschließlich von den 25 bis 30 Prozent mit erheblichen Migrationsproblemen bei Bildung und Arbeit und trifft ein pauschales negatives Urteil”, kritisierte Süssmuth.
Zustimmung findet Sarrazin bei mehr als der Hälfte der Bevölkerung. Nach einer Umfrage teilen 51 Prozent der Befragten Sarrazins Ansicht zum Integrationswillen von Ausländern, 39 Prozent nicht.
Korrektur nötig
Die größte Zustimmung (59 Prozent) bekommt der SPD-Politiker Sarrazin bei den Wählern der Union. 69 Prozent aller Befragten halten es zudem für richtig, dass Sarrazin eine Debatte über Integration angestoßen habe. „Wir müssen das Bild über Türken in Deutschland in der Öffentlichkeit dringend korrigieren” sagte Süssmuth mit Blick auf die Umfrageergebnisse. „Dass 60 000 türkische Unternehmen eine halbe Million Arbeitsplätze in Deutschland geschaffen haben, falle weitgehend unter den Teppich”.
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung DIW, Klaus Zimmermann, wertete Sarrazins Äußerungen als „ernsten Weckruf” und forderte die Einrichtung eines Bundes-Ministeriums für Zuwanderung und Integration. Eine wachsende Facharbeiterlücke bedrohe Wohlstand und Wachstum. „Die Wende schaffen wir nur, wenn wir unseren Arbeitsmarkt weit öffnen”, sagte Zimmermann und nannte die gesteuerte Zuwanderung eine „zentrale Zukunftsfrage”.
Kritik erntete Sarrazin innerhalb der SPD. Auf dem Berliner Landesparteitag forderten mehrere Redner den Parteiausschluss des ehemaligen Berliner SPD-Finanzsenators.