Essen. Der Friedensnobelpreis ist die Krone aller Auszeichnungen, mit denen Menschen Menschen für deren Einsatz für ein humanes Zusammenleben ehren. Aber manche Preisträger sind bis heute umstritten.

Henry Kissinger

1973 erhielt der Sicherheitsberater des amerikanischen Präsidenten Richard Nixon den Preis zuerkannt. Er wurde gemeinsam mit dem nordvietnamesischen Politiker Le Duc Tho für die Beendigung des Vietnamkrieges ausgezeichnet. Dass Kissinger die Ehre verdient habe, zweifelten Kritiker weltweit an: Der Vietnamkrieg hatte in der Ära Nixon erheblich an Härte zugenommen. Beide Seiten beklagten eine hohe Zahl an Verletzten, Verstümmelten und Toten. Die Zahl der getöteten vietnamesischen Zivilisten stieg noch einmal stark an – und der deutschstämmige Kissinger gehörte zur allerengsten Umgebung des republikanischen Präsidenten. Nichtsdestotrotz lobte Preisträger Kissinger zeitlebens die „außenpolitische Kompetenz” des später durch die Watergate-Affäre zum Rückzug gezwungenen amerikanischen Präsidenten.

Jassir Arafat

Kampf war Jassir Arafats Leben. Er gründete die Fatah-Organisation, die Israel bekämpfte und unter seiner Führung zu einer der stärksten palästinensischen Kampfgruppen wurde. An der Spitze der „Palästinensischen Befreiungsorganisation” (PLO) setzte er den Guerilla-Krieg fort. Er war blutig, forderte zahllose Opfer. „Widerstand ist keine Vergnügungsreise”, sagte er. Militante PLO-Gruppen waren Terror-Spezialisten und verantwortlich für Attentate wie das auf israelische Sportler bei Olympia 1972 in München.

1994 erhielt der von der Gewalt abgerückte Arafat gemeinsam mit den israelischen Politikern Itzhak Rabin und Schimon Peres den Preis. Er galt dem Streben nach Frieden in der seit Jahrzehnten aufgewühlten Nahost-Region. Arafats Vergangenheit war das Motiv von Wortführern in Gesellschaft und Politik, die Preisvergabe scharf zu rügen. US-Präsident Bill Clinton gab Arafat gar die Alleinschuld für das Scheitern der Verhandlungen um einen unabhängigen Palästinenserstaat.

Wangari Maathai

Sie war die erste afrikanische Frau, die mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden ist. Wangari Maathai ist eine entschlossene Streiterin für den Schutz der Natur. Sie kämpfte gegen die Rodung klimatechnisch bedeutsamer Waldgebiete in der Umgebung von Nairobi/Kenia. Und sie zog gegen Korruption und Korrupte zu Felde. Es war das Jahr 2004, in dem sie den Friedenspreis bekam. (Seit 2004 wird der Preis auch für den Einsatz für Umwelt und nachhaltige Entwicklung verliehen.) Nur – Wangari Maathai hatte seltsame Ansichten über den Westen. Ihre Meinung, das Aids-Virus sei in westlichen Laboratorien entwickelt worden, um die schwarze Bevölkerung auszurotten, löste weithin helle Empörung aus.

Einer, der als Friedenspreisträger wohl kaum umstritten gewesen wäre, war Mahatma Gandhi, der für die Unabhängigkeitsbewegung Indiens eingetreten war. Er hätte 1948 den Preis auch erhalten. Doch er wurde im Januar ermordet – und die Statuten sahen eine posthume Vergabe nur vor, wenn der Kandidat am Stichtag der Nominierung lebte. Der Stichtag lag Ende Januar.