Freude und Kritik in der arabische Welt über die Entscheidung des Nobelpreiskomitees

Als wenn es die Obsthändler von Kairo geahnt hätten. Seit sich die Nachricht von dem Friedensnobelpreis an Barack Obama in der ägyptischen Hauptstadt verbreitet, preisen sie ihre beste Sorte noch lauter an, die Obama-Datteln – prall, hellrot und zuckersüß, das Kilo für vier Euro.

„Wir lieben Obama und darum nennen wir unsere Superdatteln nach ihm”, schmunzelt der Händler Omar Ashraf auf einem kleinen Markt im Stadtteil Dokki. Im Jahr zuvor hatte er seine Premium-Sorte noch Nasrallah genannt – nach dem Hisbollah-Chef im Libanon. Doch seit Obama am 4. Juni für seine große Rede an die muslimische und arabische Welt in Kairo war, haben die Datteln einen neuen Namen.

Seit seinem Amtsantritt gilt Obama nicht zuletzt wegen seines Mittelnamens Hussein und seiner muslimischen Wurzeln in der arabischen Welt als Sympathieträger, auch wenn zu den ersten Gratulanten der Region ausgerechnet der iranische Präsident Ahmadinedschad gehörte. „Wir hoffen, der Friedensnobelpreis wird ihm den Anreiz geben, Gerechtigkeit in die Weltordnung zu bringen”, ließ er seinen Sprecher schon eine Stunde nach der Bekanntgabe erklären – und fügte gleich den entscheidenden Lackmustest hinzu: „Wenn er das Vetorecht im UN-Sicherheitsrat aufgibt, kann er beweisen, dass er den Preis zu Recht erhalten hat.”

Anders sieht das die 23-jährige Teheraner Studentin Neggeen Salehi. „Ich finde, Obama hat den Preis verdient, obwohl er noch keine politischen Erfolge im Mittleren Osten vorzuweisen hat”, sagt sie. Obama aber sei entschlossen, etwas Positives zu erreichen und darum „hat er den Preis vor allem für seine guten Absichten und weniger für seine guten Taten erhalten”.

Mit deutlicher Skepsis dagegen reagierten die Menschen im benachbarten Irak, obwohl sie Obamas Bemühungen, die amerikanischen Truppen abzuziehen und die Gewalt im Land zu bekämpfen, anerkennen. „Immerhin besser als Bush”, meinte ein 45-jähriger Wachmann vor einer Bank in Bagdad zu einem Reporter und fügte hinzu. Unter Obama habe Amerika mit den islamischen und arabischen Ländern einen neuen Anfang gemacht. Ein anderer geht dazwischen und sagt, der Chef des Weißen Hauses habe die Auszeichnung nicht verdient. Alle Probleme im Irak und in Afghanistan seien nicht gelöst. „Der Mann des Wechsels hat bislang nichts verändert.” Der 31-jährige Sarmad Abbas dagegen, Besitzer eines Supermarktes in Bagdad, begrüßt die Entscheidung. „Zum ersten Mal erleben wir einen amerikanischen Präsidenten, der eine respektvolle Haltung einnimmt gegenüber dem Islam.”

Das Sympathiepolster, was der Friedensnobelpreisträger 2009 vor vier Monaten durch seiner Rede in Kairo und seinen Besuch bei den Pyramiden aufgebaut hat, trägt ihn bis heute. „Die Menschen auf Erden können in Frieden zusammen leben”, schloss der US-Präsident damals seine Rede.