Stiftungen mit prominenten Namen sammeln teilweise Spenden in Millionenhöhe. Doch oft ist die Verwendung unbekannt. Ein Beispiel: die Katarina-Witt-Stiftung.

Wenn Prominente ihren guten Namen für die gute Sache geben, öffnen sich Geldbörsen schnell. Spenden fließen in Millionenhöhe. Doch was weiß der Spender über den Verbleib seines Geldes, das er der Stiftung mit dem prominenten Bürgen anvertraut? Meist nichts. Beispiel: die Katarina-Witt-Stiftung.

Die Bezeichnung „Stiftung” ist hier nicht präzise. Denn bei der 2005 gegründeten Organisation, die mit dem Namen der Olympiasiegerin wirbt, handelt es sich streng juristisch um eine gGmbH – eine gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung.

Die gGmbh ist eine normale GmbH, die dann gemeinnützig wird, wenn sie gegenüber dem Finanzamt angibt, dass ihre Gewinne nicht den Gesellschaftern zu Gute kommen, sondern ausschließlich für gemeinnützige Zwecke verwendet werden. Dafür wird die gGmbH steuerbegünstigt.

Zweck der Katharina Witt Stiftung gGmbH ist laut Handelsregister die „Förderung des Leistungs-, und Breiten- und Rehabilitationssports sowie die Erhaltung der allgemeinen Mobilität von Kindern und Jugendlichen”. Beim Blick auf die Internetseite der Stiftung fällt auf, dass u.a. in Rumänien ein Zentrum für Kinder mit Kiefer- und Gaumenspalten unterstützt wird. Dies ist zulässig, entspricht aber offensichtlich nicht dem Gesellschaftszweck. Warum dies so ist, bleibt fraglich und wurde auch auf Nachfrage der WAZ von der Geschäftsführerin der Witt-Stiftung, die auch Geschäftsführerin des Managements von Katharina Witt ist, nicht beantwortet.

Die Internetseite wirft weitere Fragen auf: Der Besucher erfährt nichts über eine konkrete Mittelverwendung. Darüber hinaus wirbt die Stiftung mit einem Spendensiegel. Herkunft? Unklar. Es bleibt selbst bei vergrößerter Darstellung fast unleserlich. Hierzu erläutert die Stiftung auf ihrer Seite, dass man kein Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) beantragt habe, weil dies hoher bürokratischer Aufwand sei und 500 Euro koste.

Hintergrund: Das DZI bietet Stiftungen eine Art Zertifizierung durch ein Spenden-Siegel. Die Erteilung setzt die Einhaltung von Richtlinien des DZI voraus, u.a. Transparenzpflichten und Kontrollen. Verlangt wird, dass eine Stiftung regelmäßig überprüfbar die dem Satzungszweck entsprechende Mittelverwendung nachweist. Da nur Stiftungen im Sinne des Bürgerlichen Gesetzbuches einer staatlichen Aufsicht unterliegen, können über ein solches Siegel auch gemeinnützige Organisationen wie die gGmbH Transparenz und Vertrauen beim Spender schaffen.

DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke: „Wer die Öffentlichkeit um Unterstützung bittet, sollte seine Organisation transparent machen und die Öffentlichkeit mit Basisinformationen, etwa zu Finanzen, versorgen. Es sollte selbstverständlich sein, dass unabhängigen Auskunftsstellen wie dem DZI diese Infos zugänglich gemacht werden. Passiert dies nicht, sollten sich Spender Organisationen zuwenden, die diese Transparenz bieten.”

Auch Wilke hat das „Siegel”, das die Witt-Stiftung verwendet, registriert. „Nach meinem Eindruck handelt es sich um ein Phantasiesiegel.”

Die WAZ hat bei ihren Recherchen versucht, Kontakt mit der Stiftung aufzunehmen. Vergeblich. Diese Erfahrung machte auch Wirtschaftsjournalist Stefan Loipfinger, der sich mit dem Internetportal „charitywatch.de” auf die Durchleuchtung von wohltätigen Organisationen spezialisiert hat. Er fand heraus, dass die Witt-Stiftung 2007 (neuere Zahlen liegen nicht vor) mit über 70 000 Euro überschuldet war und Insolvenz hätte anmelden müssen, wenn Witt nicht einen sogenannten Rangrücktritt für eine finanzielle Forderung gegenüber ihrer Stiftung erklärt hätte.

Fehlende Transparenz wie bei der Witt-Stiftung würde nach Loipfingers Erfahrung kein Einzelfall sein. Für ihn sind berühmte Namen keine Garantie für seriöse Arbeit. Spender sollten sich genau überlegen, wen sie unterstützen. Sein Tipp: „Fragen, ob ein Verein einen Jahresbericht mit Zahlen über die Mittelverwendung zur Verfügung stellt.”