Essen. Die Zukunft könnte so sonnig sein – wenn da nicht Billiglohnländer wie China wären.
Deutschlands Sonnenbranche, weltweit im jungen Solarmarkt vorn dabei, ächzt angesichts der erstarkenden Konkurrenz aus Asien. Solarmodul-Preise sacken ab; das mindert Firmenumsätze. Verbraucher aber freuen sich: Solaranlagen werden günstiger.
Jüngst kamen keine guten Nachrichten aus der erfolgsverwöhnten deutschen Branche, die von der staatlichen Ökostrom-Förderung profitiert. Größen wie Q-Cells kämpfen mit Verlusten und kappen Jobs. Doch einige Firmen wittern Chancen. Das zeigt ein Blick nach NRW.
Solarstadt Gelsenkirchen
Gelsenkirchen rühmt sich als „Solarstadt” und damit, als eine der ersten Städte Europas auf Sonne gesetzt zu haben. Mitte der 1990er entstand der Wissenschaftspark, Energiefirmen siedelten sich an. 1996 trumpfte die Stadt auf mit dem weltgrößten Solarkraftwerk auf einem Gebäude: Sonnenstrom für 40 Haushalte.
Heute seien Solaranlagen oft um ein Vielfaches größer, sagt Wolfgang Jung vom Wissenschaftspark. „Das zeigt, wie sich die junge Branche in den letzten 15 Jahren entwickelt hat.” Auch neue Jobs sind entstanden: „Im Raum Gelsenkirchen arbeiten etwa 1000 Menschen in der Erneuerbare-Energien-Branche.”
Niederländer investieren in NRW
300 Menschen beschäftigt die niederländische Scheuten in ihrem Gelsenkirchener Werk; fünf Millionen Euro steckt sie in eine weitere Produktionslinie für Solarmodule. „Deutschland ist ein sehr großer Markt – und NRW fördert die Solarbranche”, sagt Firmen-Mitbegründer Frans van den Heuvel. Er setzt auf Qualität und Wissen, um sich von asiatischen Rivalen abzusetzen.
Um Asien aber kommt die weltweit tätige Scheuten nicht herum: „Wir müssen auch dort produzieren, auch in den USA, um die dortigen Märkte zu beliefern.” Es sei teuer, Solarmodule um die halbe Welt zu transportieren.
Ein Mittelständler in Taiwan
Die Gelsenkirchener Abakus Solar hat eine Beteiligung in Asien. 2007 eröffnete der Mittelständler mit einem Partner eine Fabrik in Taiwan. „Asien wird ein großer Markt”, sagt Vertriebschef Frank Polhaus. „Für uns lohnt es sich, dort mitzumischen.” In Gelsenkirchen hat Abakus Solar 45 Mitarbeiter, meist Ingenieure und Techniker. „Jährlich brauchen wir etwa 50 Prozent mehr Mitarbeiter.”
Hat Abakus Solar keine Angst vor asiatischen Rivalen? „Nein.” Das liege am Geschäftsmodell: „Seit fast 15 Jahren bedienen wir Handwerker, um Privathäuser und kleinere Industriegebäude mit Solarzellen zu bestücken. Dieser Installationsmarkt ist vom Großanlagenmarkt abgekoppelt; es zählen persönliches Kennen und Qualität.”
Solarworld sucht Mitarbeiter
Optimistisch ist auch die Bonner Solarworld, eine der weltgrößten Solarfirmen. „Wir stellen weiter Mitarbeiter in Deutschland ein, bis 2011 über 500 Menschen”, sagt Marketing-Chef Milan Nitzschke. „Die Ingenieurs- und Kompetenzdichte ist für die Solarbranche einmalig.” Die Produkt- und Servicequalität suche weltweit ihresgleichen. meint er.
Derzeit arbeiten hier zu Lande 1650 Menschen bei Solarworld. Weltweit – der börsennotierte Konzern hat Töchter in Spanien, Asien, Afrika und den USA – sind es 2500. Den Bonnern macht aber die Konkurrenz aus China zu schaffen.
Herstellungskosten sinken
„Die Herstellungskosten sinken im Schnitt jährlich um zehn Prozent. Aber 2009 sackten die Preise um etwa 25 Prozent wegen des stärkeren Wettbewerbs.”
Zudem sei der Solar-Weltmarkt nicht so sehr gewachsen wie gedacht. Daher fertigten Firmen mehr, als sie verkaufen konnten – und blieben auf Produkten sitzen. Auch das drücke die Preise.
„Am Ende wenige Große”
In Deutschland beschäftigen 15 000 Solar-Firmen laut Verbandsangaben fast 80 000 Menschen (1998: 5500 Mitarbeiter). 2008 erzielten die Unternehmen rund elf Milliarden Euro Umsatz. Die Branche erlebt eine Entwicklung, die für Wachstumsindustrien typisch ist: Die Spreu trennt sich vom Weizen. „Am Ende gibt es etwa zehn große Solarkonzerne – von denen nur wenige in Deutschland sitzen”, glaubt Solarworld-Mann Nitzschke.
Experten-Interview zu Ökostrom-Förderung: