Düsseldorf/Essen. Die Zahlen sind vorläufig, aber der Trend ist klar: Immer mehr junge Menschen schreiben sich an einer Uni oder FH in NRW ein. 494 000 Studenten zählen die 67 Hochschulen des Landes – das ist Rekord.
„Das Studium wird immer attraktiver, das ist eine ermutigende Entwicklung”, sagte gestern Innovationsminister Andreas Pinkwart (FDP). Besonders erfreulich: Mehr als jeder Dritte habe sich für eines der MINT-Fächer entschieden, also für Mathe, Naturwissenschaften oder Technik.
Fachhochschulen stoßen an ihre Grenzen
Während in den letzten Jahren die Fachhochschulen bei den Neueinschreibungen im Vorteil waren, sind diesmal die Universitäten und FH offenbar gleichauf. „Die Fachhochschulen stoßen an ihre Kapazitätsgrenzen”, sagt Andre Zimmermann aus dem Innovationsministerium zur WAZ. „Daher waren wir gut beraten, neue FH zu gründen.”
Während die Ruhr-Uni Bochum „nur” fünf Prozent mehr Erstsemester zählt, sind es an der TU Dortmund 15, an der Uni Duisburg-Essen zwölf Prozent. „Das Interesse an den nicht zulassungsbeschränkten Fächern ist dieses Jahr riesig”, erklärt TU-Sprecher Ole Lünnemann. Noch eine positive Entwicklung: Es scheint an den NRW-Hochschulen weniger Zulassungshürden (lokale NC) zu geben. Der Anteil der NC-Fächer sank seit 2006 von 44 auf 31 Prozent, wie Pinkwart mitteilt. Dennoch bleibt die Lage in manchem Fach dramatisch. So bewarben sich in Duisburg-Essen 1878 Menschen auf 31 Studienplätze in der Medizinischen Biologie.
„Der starke Anstieg an der Ruhr macht Mut. Vielleicht hat das Plus von 15 Prozent in Dortmund auch etwas mit dem Wechsel zu einer Technischen Universität zu tun”, sagte Rolf Dobischat, Präsident des Deutschen Studentenwerkes, der WAZ. Der große Zuspruch stelle die Hochschulen aber auch vor riesige Probleme: „Nun muss dringend in die soziale Infrastruktur investiert werden, in Essen, Wohnen und bessere Studienberatung.”
Auch Thimo von Stuckrad vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) spricht von einer „guten Nachricht”. Die Nachfrage nach Bildung sei da und wegen des Fachkräftemangels auch wichtig. Die Politik sei allerdings gut beraten, sich nicht zu sehr auf die MINT-Fächer zu konzentrieren, sondern „gute Angebote in der Breite” zu machen.
Grüne fordern das Aus für Studiengebühren
Die Opposition im Landtag interpretiert die Entwicklung kritisch. „Der Anteil der Studienberechtigten, die tatsächlich ein Studium aufnehmen, ist immer noch nicht auf dem Stand von 2005. Wir müssen deshalb Zugangshürden wie die Studiengebühren abschaffen”, sagte die Grünen-Hochschulexpertin Ruth Seidl.