Essen. The Return of Super-Ingo - und die bewegenden Zeiten auf der IAA: Alles Abwrack, oder was? - Subjektiv, persönlich, ironisch - der Wochenrückblick von Autoredakteur Gerd Heidecke auf alles, was bewegt. Jeden Freitag neu.

Super-Ingo ist wieder da. Mit dem schönen Spruch „Endlich 'ne Karre mit Kabelanschluss” wirbt der ehemalige Manta-Fahrer aus den guten, alten DEA-Tankstellenspots für das RWE und seine Autostrom-Säulen, auch bei DEA entlehnter Untertitel: „Hier laden Sie auf”. Ingo fährt nämlich jetzt einen Tesla Roadster, Sie wissen schon: diesen Elektro-Sportwagen mit 6831 zusammengeschalteten Handy-Akkus unter der Haube (der eigentlich ja ein umgebauter Lotus Elise ist).

Zu einer zünftigen IAA gehören natürlich – klar: nackte Haut auf nacktem Blech, höhö, hähä – also unverzichtbar ist natürlich ein tolles Motto und ein wegweisendes Plakat für den PS-Rausch. „Erleben, was bewegt“ dichteten die PR-Gurus des veranstaltenden Verbands der deutschen Automobilindustrie fürs Krisenjahr, wahrscheinlich in teuer bezahlten Nachtsitzungen.

Wessen Herz da bebt, bei „Erleben was bewegt“? Meins nicht. 2007 hieß es übrigens an der Schwelle zur Hintersinnhaftigkeit über die Automesse im grünen Kleid: „Sehen, was morgen bewegt“, was das Erleben nicht origineller erscheinen lässt.

Erbarmenswürdig anno 2009 auch das Plakatmotiv: Zwei Männerhände formen die Silhouette eines Kompaktwagens vor der verschwommenen Skyline von Frankfurt. Da bewegt sich nix, und das Erlebnis ist eher eine Illusion.

"Nichts außer Autos" - denn: "Your car is more"

Davor bewegte sich der IAA '03 wie '05 auf sicherem Slogan-Terrain mit Faszination Auto, während im Nine-Eleven-Jahr – der Anschlag auf das World Trade Center fiel auf den Pressetag – Frankfurt zum „Treffpunkt Zukunft“ bestimmt worden war, was leider nicht stimmte.

In den Top Ten der All-time-Automessenmottos liegt natürlich die Essen Motor Show 2005 mit dem nur schwer zu schlagenden „Your car is more“. Eigentlich uneinholbar vorne scheint Bologna Motor Show '07 mit „Nichts außer Autos“ zu sein. Aber mit „Alles Abwrack, oder was?“ hätte man eine Chance gehabt.

Soviel Selbstironie hätte man einem mit Milliarden jonglierenden Energieriesen wie dem RWE nicht unbedingt zugetraut. Angriffsfläche bietet man damit natürlich auch. Ein altgedienter Greenpeace-Funktionär nutzte die Vorlage bereits routiniert und warf gegenüber dieser Zeitung die lästerliche Frage auf, ob zukünftige Elektroautofahrer den durchschnittlichen Intelligenzquotienten von Manta-Fahrern hätten.

Wenn Ingo (wie einst mit seinem Super-saugenden Manta an der DEA-Tanke) die Diesel-Zapfpistole in seine Tesla-Steckdose rammen will, ist diese Frage ausreichend beantwortet.