Essen. Die Supermarktkette Edeka muss Bespitzelungsvorwürfen nachgehen. Im Zentrum der Affäre steht ausgerechnet der Aufsichtsratschef des Einzelhandelsriesen: Peter Simmel. Dieser wehrt sich nun gegen die Vorwürfe. Detektive habe er lediglich beauftragt, um Warendiebstahl zu verhindern.
Es sind 4500 selbstständige Kaufleute, die Edeka zu Deutschlands größtem Einzelhändler machen. Auch diese mittelständischen Unternehmer, die allein rund ums Ruhrgebiet mehr als 300 Filialen betreiben, bekommen nun die Auswirkungen einer Affäre zu spüren, die sich im Süden Deutschlands zugetragen haben soll.
Dort betreibt der Edeka-Unternehmer Peter Simmel 32 Filialen mit etwa 1000 Beschäftigten. Viele dieser Mitarbeiter seien jahrelang durch Detektive bespitzelt worden, berichtete das Magazin Focus. Es habe heimliche Hausvisiten bei krank gemeldeten Beschäftigten gegeben, nach Schichtende seien Privatautos gefilzt worden. Wenn Mitarbeiter sich weigerten, den Wagen zu öffnen, sei mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen gedroht worden. Besondere Brisanz erhalten die Vorwürfe, da Simmel auch Aufsichtsratschef der Edeka-Gruppe mit ihren 280 000 Beschäftigten ist. Die Gewerkschaft Verdi kündigte an, Anzeige zu erstatten.
Unternehmen verweist auf Warendiebstahl
Simmel wies die Anschuldigungen auf Anfrage dieser Zeitung zurück. „Wir gehen davon aus, dass die Vorwürfe bald entkräftet sind und haben zu diesem Zweck einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer eingesetzt”, erklärte er. Jedes Jahr entstehe seinem Unternehmen durch Warendiebstahl ein immenser Schaden, der bis zur Hälfte des Gewinns erreiche. „Solchen kriminellen Machenschaften sollte mit der Beauftragung zweier Detekteien für unsere Märkte in Bayern und Sachsen/Thüringen entgegengetreten werden”, so Simmel. Nun sei zu klären, „inwiefern die Detekteien ihrem Auftrag gerecht wurden oder ohne weitere Absprache darüber hinaus selbstständig tätig wurden”.
In der Vergangenheit war der Discounter Lidl in die Schlagzeilen geraten, weil Mitarbeiter mit Kameras überwacht und Krankendaten gesammelt wurden. Bei der Telekom und der Deutschen Bank ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Bespitzelungsaktionen. Der Bundesdatenschutzbeauftragte verlangt Konsequenzen und fordert ein neues Arbeitnehmer-Datenschutzgesetz, das die Rechte der Beschäftigten klar regelt.