Rom. Papst Benedikt XVI. traf in der Sixtinischen Kapelle mit 260 Kulturschaffenden aus aller Welt zusammen. Ziel der Begegnung, die Annäherung von Kirche und moderner Kunst.

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Fünf Deutsche

Zuletzt hatte Papst Paul VI. 1964 Künstler aller Sparten getroffen und um mehr Dialog gebeten. Diesmal waren fünf Deutsche dabei: Videokünstler Christoph Brech, Regisseur Philip Gröning („Die große Stille"), Architekt Carsten Nicolai, Theaterregisseur Peter Stein, Autor Uwe Timm.

Es war ein wirklich außergewöhnliches Vatikanereignis. Der Papst natürlich in Weiß, viele Künstler in festlichem Schwarz, höchstens aufgehellt mit frechfarbigem Schal, und alle zusammen versammelt in dem schönsten Kunstjuwel des Kirchenstaates – der Sixtinischen Kapelle mit ihrer Freskenmalerei der Schöpfungsgeschichte von Michelangelo. Dort traf Papst Benedikt XVI. am Samstag 260 internationale Kulturschaffende aller Sparten, um Kirche und moderne Kunst, einander seit vielen Jahrzehnten fremd geworden, wieder anzunähern.

Nach der Papstansprache standen alle auf und applaudierten dem Pontifex lange. Der exklusive Versammlungsort, wo auch die Papstwahl stattfindet, hatte seine Wirkung getan. Auch auf etliche Künstler, die nicht christlich sind, vielleicht sogar atheistisch oder papstkritisch denken. Und auch auf jene, die sich nicht als „Wächter der Schönheit” bei ihrem kreativen Schaffen fühlen, wie Benedikt geschmeichelt hatte. Starregisseure und -architekten, Bildhauer und Maler, Schauspieler, Schriftsteller und Popsänger – alle saßen gemeinsam unter den Renaissance-Kostbarkeiten der Kapelle.

Fast eine Versöhnungsgeste

„Ich finde natürlich nicht alles toll in der Kirche, aber ein paar wichtige Punkte sind für mich einfach da”, zeigte sich der bayerische Videokünstler und praktizierende Christ Christoph Brech beeindruckt. „Am besten hat mir gefallen, in aller Ruhe in der Sixtinischen Kapelle sitzen zu können.” Für ihn kam diese Einladung fast einer Versöhnungsgeste gleich. Ausgerechnet im einstigen Erzbistum München von Kardinal Joseph Ratzinger war Brech vor ein paar Jahren angeeckt mit einer Kreuzesdarstellung für Klassenzimmer. Er hatte sie mit Davidstern und Halbmond ergänzt, „weil ja heutzutage auch viele andersgläubige Kinder unsere Schulen besuchen”.

Der deutsche Theaterregisseur Peter Stein meinte hingegen, er habe bei diesem Papsttermin eigentlich nichts zu suchen gehabt, er habe vor allem seine Frau, die italienische Schauspielerin Maddalena Crippa, begleiten und Michelangelo in Ruhe studieren wollen: „Ich kenne den Katholizismus sehr gut, aber das Denken dieses Papstes, dieses Bayern, schätze ich kritisch ein. Ein fundamentalistischer Papst.”

Sehr wichtige Ermutigung

Seine Frau dagegen war, wie die meisten italienischen Teilnehmer, voll des Lobes für die Dialogbereitschaft der Kirche mit echter Kunst. Gerade für Italien, wo das Showbusiness den Ton angebe, sei das wichtig. „Er hat uns Künstlern eine sehr wichtige Ermutigung vermittelt”, sagte Sänger Andrea Boccelli. Und Filmregisseur Giuseppe Tornatore meinte: „Die Papstansprache war wie eine Streichelgeste für die Kultur in einer Zeit, in der diese nur noch Ohrfeigen erhält”.

„Die Welt, in der wir leben, braucht Schönheit, um nicht in Verzweiflung zu versinken”, wandte sich der Papst an die versammelten Künstler. Als „Wächter des Schönen” könnten sie gerade in Krisenzeiten wie heute neuen Mut und Hoffnung wecken: „Was, wenn nicht die Kunst, kann den Enthusiasmus und die Zuversicht wiederherstellen, den menschlichen Geist ermutigen, seinen Weg zu finden und von einem Leben, das seiner Berufung würdig ist, zu träumen?”