Wo Studierende Recht haben, wenn sie protestieren. Und wo nicht. Ein Uni-Check

Lassen wir die lustige Antikapitalismus-Kritik der Studenten einmal weg. Nehmen wir sie also ernst. Was ist von ihren Vorwürfen und Forderungen zu halten? Sie beklagen eine Ökonomisierung des Studiums. Damit haben sie recht. Aber diese Ökonomisierung war gewollt – und notwendig. Was soll man dagegen haben, Studiengänge stärker am späteren Arbeitsplatz auszurichten? Ist dieser Weg, vor allem angesichts der größten wirtschaftlichen Krise der Nachkriegszeit, nicht der richtige? Schließlich haben die Steuerzahler ein Anrecht darauf, dass ihr Geld vernünftig verwendet wird.

Studenten, den alten Humboldt unterm Arm (Wissen um seiner selbst willen), einfach mal losstudieren zu lassen, ist nicht im Sinne der arbeitenden Bevölkerung. Sie beklagen die Verschulung des Studiums. Es stimmt: früher gab es Nebenfächer, die kamen mit drei Prüfungen bis zum Examen aus. Aber früher haben auch viel mehr Studenten abgebrochen, was eine so demütigende wie teure Angelegenheit ist. Die Uni Bochum hat ermittelt, dass die Zahl jener, die ihr Studium in der Regelzeit beenden, von 26 auf 49 Prozent gestiegen ist.

Zwei Millionen Studierende, eine halbe Million in NRW – wir haben die Massen-Universität. Ohne dem Studium eine straffe Struktur zu geben, geht es da nicht. Allen Ernstes protestieren Studenten dagegen, dass nach jeder Vorlesung eine Prüfung folgt. Warum? Jedem ist doch klar, dass man sich um den Stoff mehr kümmert, wenn man am Ende darüber geprüft wird. Und weshalb keine Anwesenheitspflichten? Was würden Abwesenheitsmöglichkeiten in der Lehre verbessern? Sie beklagen den Wettbewerb der Universitäten. Der aber ist richtig und gut. Universitäten sollten um Studierende konkurrieren müssen. Davon profitiert die Qualität der Lehre.

Klar, es gibt Probleme. Professoren, die Diplom und Magister in den Bachelor gepresst haben. Immer noch zu volle Hörsäle. Immer noch zu wenig Geld. Immer noch zu wenig Wechsel ins Ausland. Das muss gelöst werden. Aber diese Reform hat schon sehr viel erreicht. Etwa die Verdoppelung der Studierenden. Und in Duisburg-Essen ist jeder sechste Studierende Ausländer. Dolles Ding.