Neuss. Wie bleiben wir auch im Alter gesund? Reinhold Messner und Trendforscher Matthias Horx raten zu mehr Bewegung
Der Mensch wird immer älter, die Kosten für die Gesundheit aber werden immer höher. Wer es negativ ausdrücken will, könnte fragen: Ist Lebensqualität im Alter überhaupt möglich?
Doch bei einem Abend, den der Pharma-Riese Johnson & Johnson in seiner neuen Niederlassung in Neuss und in optimistischer Laune ausrichtete, ging es um positive Antworten. Gäste aus Wissenschaft und Politik – wie Innovations-Minister Andreas Pinkwart (FDP) packten den Menschen da, wo er selbst für seine Gesundheit sorgen könne: bei der Eigenverantwortung.
Dass Reinhold Messner (65) in der Runde saß, die über die „Gesundheit – das neue Konsumgut” diskutierte, hätte ein Widerspruch sein können. Immerhin sprach der Extrem-Bergsteiger davon, dass das Besteigen des Mount Everest aus gesundheitlichen Gründen der pure „Unfug” war. Wie auch drei Monate bei vierzig Grad Minus durch die Antarktis zu laufen. Doch einem, der derartige Strapazen überlebt hat, nimmt man auch gerne manch Gesundheitstipp ab: „Ich bin heute am gesündesten, wenn ich einfach nur gehe. Der Mensch ist ein Fußgänger. Nur im Gehen können wir sehen und denken.”
Noch ein Rezept? Nicht Geld sei es, was im Leben zählt. „Nein, es ist die Fähigkeit zur Begeisterung”, sagt Messner. „Begeisterung ist Lebenslust.” Wer sich begeistere, stärke seine Lebensqualität – und sei im Sinne der Vorbeugung und dann auch der Eigenverantwortung ein glänzendes Beispiel.
So sah es auch der renommierte Trendforscher Matthias Horx, der der Gesundheit eine gesellschaftlich Schlüsselrolle zubilligte: „Die letzte große Welle war durch die Erfindung des Computers bestimmt. Davor war es das Auto. Jetzt ist es die Gesundheit.” Drei bis fünf Prozent Wachstum verzeichne der Gesundheitssektor.
Der jedoch einen kompletten Wertewandel erfahre. „Gesundheit”, so Horx, „ist heute nicht mehr nur Abwesenheit von Krankenheit, sondern ein Lebensstil.”
Der Trend gehe weg von einer Reparatur- zu einer Erlebnismedizin, in der sich der Mensch als Mensch erlebe. Und dafür mit mehr Eigenverantwortung danke. Horx: „Über sechzig Prozent fühlen sich bereits heute für ihre Gesundheit verantwortlich.” Aber achtzig Prozent aller Gesundheitskosten gehen für Dinge drauf, die aus dem Gegenteil von Eigenverantwortung resultieren: die Folgen von Rauchen, Alkohol und mangelnder Bewegung.
Zur Eigenverantwortung müsse eben auch noch eine gesellschafts-politische Verantwortung kommen. Beispiel Finnland. Da seien die Firmenchefs dafür verantwortlich, wenn ein Mitarbeiter zu dick ist. Erziehung zur Freiheit – das gefiel auch Messner.