Seit langen Wochen brütet der amerikanische Präsident Barack Obama mit seinem Kriegskabinett über den künftigen Kurs des Afghanistan-Einsatzes.

Die Entscheidung rückt näher. Für Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg ist der Zeitpunkt seines Washington-Besuchs, der am Donnerstag beginnt, daher gut gewählt. Als drittgrößter Truppensteller hat Deutschlands Stimme durchaus Gewicht in der Debatte. Und die USA haben jedes Interesse, dass der Krieg am Hindukusch eine internationale Angelegenheit bleibt. Im Alleingang ist der Feldzug für Amerika nicht zu gewinnen.#

Freilich: Die Hauptlast dieses Krieges tragen nach wie vor die USA. Und die öffentliche Debatte in Amerika kreist neben einer deutlichen Truppen-Aufstockung zunehmend auch um die Frage einer Exit-Strategie. Auch die Vereinigten Staaten sind nach acht langen Jahren kriegsmüde. Der Feldzug dauert zu lang und fordert längst zu viele Opfer in den eigenen Reihen. Jeder Monat schraubt die Zahl toter US-Soldaten weiter in die Höhe. Das zermürbt das Land.

Washington wird daher darauf dringen, die Lasten dieses Krieges noch mehr als bislang auf die Schultern seiner Partner zu verteilen. Auch Guttenberg wird sich bei seinen Gesprächen in der US-Hauptstadt darauf einstellen müssen, dass die USA in Zukunft mehr Engagement der deutschen Alliierten erwarten. Mehr deutsche Truppen muss das nicht zwingend bedeuten. Die Zeit der Bush-Regierung, als allein Köpfe und Gewehre gezählt wurden, ist glücklicherweise vorbei. Und der Erfolg der Afghanistan-Mission wird nicht allein durch die Zahl kämpfender Soldaten bestimmt.

Auch Washington akzeptiert inzwischen die Zwänge der deutschen Regierung, die im nächsten Monat im Bundestag ohnehin zunächst für die Verlängerung des bisherigen Afghanistan-Mandats werben muss. Dass Guttenberg wiederum unmittelbar vor seiner Abreise nach Washington Pläne in den Raum stellte, schon im nächsten Jahr die ersten Soldaten aus dem Norden des Landes abzuziehen, war indes alles andere als geschickt. Zeitfenster zu benennen, ohne sich zuvor über den künftigen Kurs verständigt zu haben, nähren nur falsche Hoffnungen.