Kaum ist das große Impfen gegen die Schweinegrippe für den Herbst beschlossen, da wird bereits heftig darüber gestritten. Gestern verkündeten die gesetzlichen Krankenkassen, sie seien nicht gewillt, die gesamten Kosten zu übernehmen.
Sie drohen mit Zusatzbeiträgen sollten sich die privaten Kassen und die Länder nicht beteiligen. Gleichzeitig wird Kritik an der Impfaktion laut. „Die Schweinegrippe verläuft harmloser als jede Influenza. Der Impfstoff, der ohne vernünftige klinische Prüfung eingesetzt werden soll, birgt dagegen große Risiken”, warnt Steffen Rabe von „Ärzte für individuelle Impfentscheidung”. Die Aktion sei unverhältnismäßig.
Schon die normale Grippe-Impfung schütze nicht ausreichend und berge das Risiko von Nebenwirkungen. Der neue Impfstoff werde in einem Eilverfahren mit völlig neuen Technologien entwickelt. „Ob diese Impfung dann tatsächlich vor der Krankheit schützen kann, wissen wir nicht. Steht das in einem vernünftigen Verhältnis, solch ein Massenexperiment zu machen?”, fragt Rabe.
Auch Kuno Winn, der Vorsitzende des Hartmann-Bundes, hält die Impfaktion zwar für das richtige Vorgehen, will sich selbst jedoch wie viele seiner Kollegen nicht impfen lassen. Dabei gehört er als Arzt wie auch das Pflegepersonal von Krankenhäusern, Feuerwehrleute, sowie Schwangere und Menschen mit Vorerkrankungen zu jenen „am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen” für die das Bundesgesundheitsministerium 22,5 Impfstoff-Dosen bestellt hat.
„Es mehren sich die Stimmen, dass die Auswirkungen der Schweinegrippe hochgespielt werden. Ich bin da nicht fundamentalistisch. Man sollte die Impfung jenen anbieten, die Angst haben”, so Winn.
Im Streit um die Kosten der Impfaktion von mindestens 600 Millionen Euro kündigte die Vorsitzende des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen, Doris Pfeiffer, an: „Entziehen sich die Länder und die privaten Kassen, drohen den Beitragszahlern zusätzliche Belastungen”. Die Impfung soll pro Person etwa 30 Euro kosten.