Essen. Flapsigkeit kann reizvoll sein, ist in der Politik aber ein spiegelglattes Feld.
Man muss wissen, wo es passt, und vor allem wo nicht. Ein deutscher Ministerpräsident, der vermeintliche deutsche Arbeitstugenden lobt und diese pauschal gegen die anderer Nationen abgrenzt, sollte spüren, dass der Spaß hier aufhört.
Wie kann ein erfahrener Politiker wie Jürgen Rüttgers nur derart instinktlos sein? Der selbst ernannte Arbeiterführer hat diese Rolle offenbar so verinnerlicht, dass er bei jeder Gelegenheit das hohe Lied des deutschen Arbeiters meint singen zu müssen. Rüttgers ist Opfer seiner eigenen Stilisierung. Sein Hass auf die unschönen Seiten der Globalisierung, seine Wut über den nach Rumänien entwichenen Handy-Hersteller Nokia haben ihm zeitweise die Vernunft vernebelt.
Das macht aus Rüttgers noch keinen Rassisten, wie die Grünen meinen, die bei solchen Anlässen gern die Maßstäbe verlieren. Richtig ist allerdings: Die Grenze zwischen berechtigter Wahrnehmung heimischer Interessen und Chauvinimus ist fließend. Schlecht bezahlte rumänische Arbeiter sind die falschen Gegner. Das sollte Rüttgers nun endlich begriffen haben.