Bochum. Von überschäumender Freude vor Tor 1 des Opel-Werks 1 keine Spur. Die Erleichterung ist den Mitarbeitern in Bochum allerdings anzumerken, nachdem im Laufe des Donnerstags die Nachricht durchgesickert ist: Magna macht's. Eine große Portion Skepsis schwingt aber in den Aussagen mit.
„95 Prozent der Belegschaft sind wahrscheinlich glücklich, dass Magna den Zuschlag bekommen hat”, sagt Ulrich Witthaus, als er um kurz nach 16 Uhr seinen Arbeitstag beendet hat. Seine Tochter hatte ihn zuvor angerufen und mit den Worten informiert: „Frau Merkel gibt gerade ein Statement ab, dass Magna der Investor sein soll.” Er selbst hätte damit nicht mehr gerechnet, gibt der 53-Jährige zu, der im 34. Jahr bei Opel ist. „GM hatte ja vor, das Werk zu schließen. Das ist natürlich jetzt erst einmal vom Tisch.” Aber etwas müsse ja noch passieren, schließlich stehe der Abbau von rund 2000 Arbeitsplätzen im Raum. „Man guckt mit Bauchschmerzen hin.”
"Alle wollen sie nur an unsere Jobs"
Klaus Kleine erfuhr die Nachricht aus dem Radio. Erst als Gerücht, dann wurde es langsam Gewissheit. „Aber eigentlich ist ja egal, wer der Investor ist”, meint der 50-Jährige. „Alle wollen sie nur an unsere Jobs. Wie viel Geld wir verlieren, wie viele Jobs – darum geht's dann in den nächsten Wochen.” Ein wenig versöhnlich klingt Kleine, der auch schon mehr als 30 Jahre bei Opel „malocht”, indes auch: „Es ist beruhigend, dass jetzt eine Entscheidung getroffen ist, auf der man aufbauen kann.”
Das kleinste Übel, so ist über den Tag verteilt in verschiedenen Abwandlungen zu hören, sei Magna. „Die Hängepartie ist das Schlimmste”, spricht ein 40-jähriger Bochumer, der namentlich nicht genannt werden möchte, vielen seiner Kollegen aus der Seele. „Hauptsache Klarheit.”
"Die Unsicherheit ist ja noch nicht weg"
Für Klarheit ist nun gesorgt. Oder? „Die Unsicherheit ist ja noch nicht weg”, sagt Betriebsrat Hans-Rainer Rost, 56 Jahre alt und seit 31 Jahren im Werk beschäftigt. „Die Situation in Bochum wird auch mit Magna bescheiden sein. Wenn 2050 Mitarbeiter Minimum abgebaut werden sollen, dann können keine Sektkorken knallen. Jeder Arbeitsplatz, der abgebaut wird, ist einer zu viel.”
Dass es bei der Streichung von 2000 der 5300 Arbeitsplätze in Bochum bleiben wird, steht für Christoph Hirt (33, seit 16 Jahren bei Opel) fest: „Das ist jedem klar. Insgesamt ist entscheidend, dass die Insolvenz abgewendet wurde.” Hirt hofft, dass das Unternehmen nun auf dem russischen Markt Fuß fassen könne. „Wenn GM uns behalten hätte, wäre es nicht einfacher geworden. Wie es mit Magna läuft, muss die Zeit zeigen.”
"Der, der kommt, ist keine Mutter Theresa"
Die Skepsis also bleibt. Auf den Punkt bringt die Stimmung Jürgen (56, seit 39 Jahren bei Opel) – noch bevor der Investor feststand: „Der, der kommt, ist keine Mutter Theresa. Bluten lassen werden sie uns alle.”