Aachen. Hält Gorleben dicht, oder müssten die Tonschichten über dem Salzstock nachträglich und für viel Geld verdichtet werden?

Diese Frage stellten sich Experten schon in den 1980er-Jahren. Auf eine Antwort mussten sie damals, offenbar auf Druck der Bundesregierung, verzichten.

Heute wissen wir: Gorleben wäre wohl keine optimale Endlagerstätte. Geologen der RWTH Aachen unterstreichen dies im WAZ-Gespräch. Um den Salzstock sicher abzudichten, bräuchte man eine so genannte „geologische Barriere” aus Tonmineralien. „Technisch machbar, aber sehr teuer”, heißt es aus Aachen. Bund und Länder hätten es jahrelang versäumt, nach Alternativen für Gorleben zu suchen.

Der Aachener Lagerstätten-Experte Ralf Littke sagt, dass radioaktive Substanzen in Ton-Gesteinsschichten wesentlich besser aufgehoben seien als in Salzstöcken. „Das ist eine naturwissenschaftliche Tatsache, darüber muss man gar nicht mehr groß streiten. Salz löst sich, wenn es mit Wasser in Kontakt kommt. Bei Tongestein ist das nicht der Fall.” Unsere Nachbarn in Frankreich, der Schweiz und Tschechien setzen seit langem auf Lagerstätten in Tongesteinen, auch nahe der deutschen Grenze. Geeignete Böden findet man in Süddeutschland, in Bayern und Baden-Württemberg. Aber diese Länder wehren sich bisher erfolgreich gegen solche Erkundungen.

„Das Aufbringen einer geologischen Barriere in einem Salzstock wäre sicher aufwändiger und teurer, als von vornherein auf Tongestein zu setzen”, glaubt Littke.

Von einer Erkundung bis zur Inbetriebnahme eines Endlagers würden Littke zufolge „ungefähr zehn bis 20 Jahre vergehen”.