Kohle, nein danke. In Deutschland wächst der Widerstand gegen neue Kohlekraftwerke. Der Protest wird getragen von Klimaschützern, aber auch von den betroffenen Anwohnern, die keine Kühltürme in der Nachbarschaft wollen. Die Anti-Kohle-Kampagne hat bereits bundesweit Erfolge zu verbuchen.
„Wir sind raus aus dem Lilalaunebär-Karton”, sagt Claudia Leiße, Mitgründerin der Duisburger Bürgerinitiative „Saubere Luft”, die seit drei Jahren gegen das geplante Kraftwerk in Krefeld-Uerdingen kämpft. BIs bewegten sich inzwischen sicher im Genehmigungsdschungel, sie wissen, wann sie an welchen Stellen eingreifen können. „Wir pflegen auch einen viel intensiveren Kontakt zu Behörden als früher”, so Leiße. Und die BI habe sich jene taktischen Winkelzüge angeeignet, um sich mit dem übermächtigen Gegner aus der Energiebranche halbwegs messen zu können.
Diese Professionalisierung wird vorangetrieben durch eine starke Vernetzung. Informationen werden blitzschnell ausgetauscht, zu Hilfe kommen dabei der BUND oder die Klima-Allianz. Eine zentrale Rolle spielt der BUND, der unter anderem Gutachten finanziert. Wie weit der Einfluss von BIs reichen kann, zeigt das Beispiel Moorburg. Das Alternativkonzept der Kohlegegner wurde Bestandteil bei den Hamburger Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und Grünen.
Das Geld bestimmt die Stäke des Protests. Seit April 2007 greift die Klima-Allianz verstärkt in die Energie-Debatte ein. Mittlerweile zählen über 100 Organisationen zu dem Bündnis, das sich neben dem Klimaschutz dem Kampf gegen die Kohle verschrieben hat und dafür Spenden einsammelt. Wer hinter den Geldern steckt, ist der Allianz offenbar weniger wichtig.
So erhielt die Klima-Allianz für ihre Kampagnen eine Zuwendung von 500 000 Euro. Überwiesen wurde das Geld von der Stiftung European Climate Foundation (ECF), die sich wiederum aus weiteren Stiftungen speist. Eine davon wird vom berüchtigten britischen Hedgefonds TCI finanziert. TCI, der in Deutschland mit seinem Angriff auf die Deutsche Börse für Furore sorgte, soll auch in Kraftwerksprojekte in China investieren.
Die Klima-Allianz hat mit der Zuwendung von TCI keine Probleme: „Wir haben die Stiftung ECF geprüft und für okay befunden. Man hat uns keine Auflagen gemacht, wie wir das Geld verwenden sollen. Wir können aber nicht auch noch den Geldgeber des Geldgebers prüfen”, erklärte eine Sprecherin. Nicht alle sehen das so. Greenpeace und Attac haben mittlerweile die Klima-Allianz verlassen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) will sich auf der Delegiertenversammlung im November des Themas annehmen.
Wie teuer der Protest werden kann, zeigt der aktuelle Fall in Datteln. Der BUND in NRW musste für seine drei Klagen, die er gegen den Eon-Kraftwerksbau angestrengt hat, bislang 100 000 Euro aufwenden. „Finanziert haben das die betroffenen Bürger vor Ort”, so Sprecher Dirk Janßen.