NRW bleibt Nachzügler im Länder-Bildungsvergleich, steht aber heute besser da als Bayern vor fünf Jahren.
Aus Sicht des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hat sich das Bildungssystem in Nordrhein-Westfalen deutlich reformiert – besonderes Lob gab es für das hohe Tempo, in dem Schüler und Studenten in NRW reif für den Arbeitsmarkt werden.
Beim „Bildungsmonitor 2009” des Wirtschaftsinstituts landet NRW auf dem vorletzten Platz – nur Berlin ist noch schlechter. Trotz teilweise guter Einzelwertungen steht Nordrhein-Westfalen damit am unteren Rand eines breiten Nachzüglerfeldes. Die Spitzenreiter: Sachsen und Thüringen, Baden-Württemberg und Bayern.
Viele Studienberechtigte
Der Bildungsvergleich, der zum sechsten Mal im Auftrag der „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft” die 16 Bundesländer nach insgesamt über 100 Kriterien vergleicht, ist nicht unumstritten: Die Daten stammen aus 2007, Kriterien wie Zeiteffizienz oder Förderstrukturen im Bildungssystem werden bewertet, ohne deren Qualität zu messen. „Wir fragen: In welcher Zeit es gelingt, einen arbeitsfähigen Abschluss zu bekommen”, so IW-Geschäftsführer Hans-Peter Klös. Arbeitsmarkteffekte und wirtschaftliche Verwertbarkeit stehen im Vordergrund.
Frühe Einschulung, wenige Sitzenbleiber, hohe Bachelorquote – bei der Zeiteffizienz landet NRW auf Platz zwei. In keinem anderen Land gibt es zudem so viele Studienberechtigte wie hier – nur sie bleiben nicht: NRW ist immer noch Nettoexporteur von Studienanfängern. Negativ fiel auf: Klassen und Lerngruppen an den Unis sind nach wie vor zu groß, beim letzten Pisa-Test landete NRW wieder nur im unteren Mittelfeld. Bundesweit gilt: Die Integration von Kindern aus bildungsfernen Elternhäusern ist in den letzten Jahren eher noch schlechter gelungen als zuvor.
Zur massiven Kritik am neuen Bildungstempo, an der verkürzten Schulzeit und den verschulten Bachelorstudien räumte IW-Experte Klös ein: „Der Zeitdruck bei diesen Reformen hat zu Verwerfungen und Zumutungen geführt.”
Kommentar Seite 2