Essen. Die Deutsche Post hat bei einem Test zur Zustellung schlecht abgeschnitten: Von Briefen, die am Montag oder Dienstag eingeworfen wurden, erreichten laut einem Medienbericht nur 86 Prozent den Adressaten am Folgetag. Die Post hat die Vorwürfe zurückgewiesen.
Einmal sorgte die Deutsche Post beinahe für eine Beziehungskrise: Eine Frau verschickt von Essen nach Berlin einen Liebesbrief, doch der Freund reagiert einfach nicht. Hat er sich womöglich nicht über den Brief gefreut? Stimmt etwas nicht? Die nüchterne Erklärung lautet: Die Liebeserklärung per Post ist einfach nicht in Berlin angekommen – warum auch immer.
Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung” (FAS) machte nun die Probe aufs Exempel – und kam zu einem Ergebnis, das bei der Deutschen Post Bestürzung auslöste. Demnach löst die Post ihr Versprechen nicht ein, dass „mehr als 95 Prozent aller Briefe innerhalb Deutschlands den Empfänger am folgenden Werktag” erreichen. Zum Test verschickte die „FAS” jeweils 33 Briefe am Samstag, Montag und Dienstag (22., 24. und 25. August). Von Briefen, die am Montag oder Dienstag eingeworfen wurden, erreichten nur 86 Prozent den Adressaten am Folgetag. Deutlich schlechter noch war das Ergebnis bei Post, die am Samstag auf den Weg geschickt wurde: Von 33 Briefen kamen nur drei bereits am Montag an.
"Die Deutsche Post ist keine Schneckenpost"
Die Deutsche Post erklärte, ihre eigenen Untersuchungen zeigten ein völlig anderes Bild. «Die Deutsche Post ist keine Schneckenpost, wie man hier glauben mag», sagte Post-Sprecher Achim Gahr am Montag im ARD-«Morgenmagazin».
Gahr zweifelte die Zahlen an. «Wir sind immer noch die schnellste Post in Europa und nach den Zahlen, die wir auch veröffentlichen, die man auch nachprüfen kann, sind 95,4 Prozent am nächsten Tag da», sagte er. «Unsere Zahlen beruhen auf über 70.000 Briefen, die Monat für Monat von Testkunden in Deutschland quer durch Deutschland geschickt werden. Die dann auch ausgewertet werden, und zwar TÜV-zertifiziert. Das heißt, dieses System ist dann auch überprüfbar», erläuterte er.
Sparprogramm im Juli und August
Allerdings räumte das Unternehmen ein, dass es angesichts der Wirtschaftskrise ein Sparprogramm gegeben habe: Vom 6. Juli bis zum 24. August seien in ausgewählten Post-Verteilzentren überregionale Briefe nicht sonntags, sondern erst montags sortiert worden. „Wenn die Nachfrage in bestimmten Zeiten drastisch zurückgeht, müssen wir darauf reagieren”, sagte Uwe Brinks, Bereichsvorstand Brief, dieser Zeitung. Ob die Post dauerhaft bei der Zustellung sparen werde, sei noch offen. „Wir haben bei dem Testlauf wichtige Erkenntnisse gewonnen, die wir nun auswerten. Dann entscheiden wir, ob und wie wir unsere Briefzustellung dauerhaft flexibler gestalten.”
Wegen der Krise verlangt die Post auch von 130.000 Mitarbeitern Zugeständnisse und fordert den Verzicht auf eine vereinbarte Lohnerhöhung um drei Prozent im Dezember. Post-Chef Frank Appel hatte gesagt, es dürfe keine „heiligen Kühe” mehr geben. Das Versprechen, 95 Prozent aller Briefe am nächsten Tag erfolgreich verschickt zu haben, hat er aber wohl nicht gemeint. (Mit Material von ddp)